Kunfe und Handwerf, Das Lobgedicht auf Nirnberg von Kung Haß 1490. 41
Hunderts, nach der Entdechung Amerika8 und der Muffindung des neuen
Seeweges nach Ojtindien, hatte Nürnberg eine Zeitlang nicht weniger
al8 dreißig Kompaßmacher, Wie innig Handwerk und Kunft in einander
wirkten, jehen wir nicht allein in den hervorragenden Erfcheinungen
eines Peter Vijcher und Adam Krafft, {ondern auch in der {o überaus
vielfältigen Thütigfeit eines Diirer. Ganz befonders in der Soldjchmiede-
und Kotjehmiedekunit Hatte fich das Handwerk zu Hoher fünftlerifcher
Bedeutung erhoben. Wiederum wirkte auch der große Handel in jeder
Beziehung fördernd auf die Induftrie: Thätigkeit, denn er brachte die
Produkte ferner Länder nach Nürnberg: edle Metalle, Perlen und Edel
jteine, wertvolle Holzarten und Elefantenzähne, welche zu den mannig-
rachiten Erzeugnijjen in erfinderifcher und Kunftvoller Weije verwendet
wurden. Mit den fremden Produkten trieb man nicht mur Handel nach
außen, jondern man bverftand eS auch, das eigene Leben damit zu
jchmücken und zu verjchönen. Namentlich war e8 das Pelzwerk ver-
Ichiedenfter Art, welches in der Kleidung der Mürnberger beiderlei
Seichlecht® mannigfach und mit Sefchmack verwertet wurde.
Bon dem Nürnberger Markt und dem Handel innerhalb der Stadt
jelbit giebt ung ein Nürnberger Dichter, der fich felbjt alz Meifterfinger
bezeichnet, Kunz Haß, ein fehr vollitändiges Bild. Aus diefem „neuen
Sedicht der Loblichen Stadt Nürnberg“, welches im Kahre 1490
gejchrieben ift, erhalten wir Hber alle Befonderheiten des f{tädtijchen
Marktverfehr3 viel genauere und vollftändigere Mitteilungen, al8 in
dem nahezu fünfzig Jahre früher gefchriebenen „Lobfpruch“ von Hang
Kofjenplüt. Wir erfahren auch daraus, wie jegliche Ware, die in
Nürnberg zum Kauf feilgeboten wurde, zuerjt einer vom Mate ein-
geführten gefeßlichen „Schau“ unterliegen mußte. Darüber heißt e8
»unächtt:
Des erften red’ ih von den Tuchen;
Damit treibt man großen Handel;
Die müffen fein ohn all Wandel,
Die das Sieael haben follen —
Die Woll auch von dem beften Kern,
Muß fie ganz auserlefen fein,
Eh daß man fie dann dunket ein;
Danach fchauend fie die Menger,
3it’s nicht fchwarz, fo färbt man’s länger
Bis fie wird {hwärzer, denn ein Deh — —