Objekt: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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als auf den übrigen Krakauer Tafeln. Und in Nürnberg wurde 
der Guss vollzogen.*?) 
In dem frühen Nürnberger Aufenthalt vor 1477, und mag 
es auch nur kurze Zeit gewesen sein, die Stoss als Meister in 
seiner Geburtsstadt verbracht hat, — denn allem Anschein nach 
war er vor seiner definitiven Übersiedelung nach Krakau dort 
bereits tätig gewesen und hatte von seiner Kunstfertigkeit reden 
yemacht, — hat er natürlich auch Schnitzwerke geschaffen. Mit 
Bestimmtheit lassen sich jedoch solche nicht nachweisen, weil 
über Veits Jugendgeschichte und Lehrjahre auch nicht die ge- 
ringste Nachricht auf uns gekommen ist. Auf Grund der frühesten 
Krakauer Arbeiten lässt sich dennoch, so glaube ich, ein in der 
Sammlung Streit zu Kissingen befindliches Holzrelief des Todes 
der Maria auf Veit zurückführen. (Fig. 19.) Im Banne der frühern 
dunklen Vorstellung über Michael Wolgemut trug man kein Be- 
denken, diesem Schnitzwerk den Namen dieses Meisters beizu- 
legen, und eine alte dem Berliner Museum gehörende Photo- 
graphie bezeichnet Wolgemut auch wirklich als Meister dieser 
Schnitzarbeit. Nachdem aber das Bild von Wolgemuts Tätigkeit 
festere Umrisse bekommen hat und auch einige Skulpturen an 
seinen Altären als Erzeugnisse seiner Werkstatt, wie später ge- 
zeigt werden soll, angenommen werden müssen, ist der Unter- 
schied zwischen ihnen und dem Streit’schen Relief, das die Kenn- 
zeichen eines noch in der Entwicklung stehenden, aber nach 
charakteristischem Ausdruck strebenden Meisters trägt, deutlich 
genug. 
Vergleiche mit dem Lusiner Triptychon in der Akademie 
zu Krakau, einer der frühesten Krakauer Arbeiten Veits, be- 
stärken meine Ansicht, dass die Kissinger Darstellung des Todes 
der Maria ein Stoss’sches Frühwerk ist. Das Motiv des die 
Lampe Auslöschenden, dessen Gesicht die Kenntnis slavischer 
32) Die Callimachus-Tafel wie die übrigen Vischerischen Grabplatten in Krakau 
müssen in Nürnberg gegossen sein. Immer war der Rat darauf bedacht, für das 
Rotschmiedgewerbe keine Konkurrenz entstehen zu lassen. Nur mit ganz besonderer 
Erlaubnis des Rates durften Nürnberger Rotgiesser auswärts giessen. Sonst wurde 
zurückberufen, wer ohne Erlaubnis auswärts goss. (Essenwein, Die im Germanischen 
Museum befindlichen Bronzeepitaphien, Anzeiger des Germanischen Museums 
[891, Einleitung.)
	        
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