hatte. auch durch Nürnberg gekommen. Der Reformator
wurde mit grossem Enthusiasmus empfangen. Raufleute
waren voraus goeritten und hatten seine Nähe angesagt.
„Alsbald füllten sich die Strassen mit Volk, die Leute
schauten auf die böhmischen Männer und fragten, wel-
cher denn der Huss wäre? Und als sie ihn erfragt, um-
gaben sie ibn und zogen unter vielen tröstlichen Worten,
dass ihm das Concilium nichts thun dürfe, mit zur Her-
berge. Mährend der Mahlzeit meldeten sich eétliche
Geistliche, die baten um gehéeime Unterredung; aber
Huss sagte ihnen, er zischle seinen Glauben nicht gern
in die Ohbren, sondern predige lieber vom Dach herab.
Deshalb lud er die frommen Herren, wie Jedermann,
dureh einen Anschlag an den Kirchthüren auf nächsten
Nachmittag zu einem öffentlichen Religionsgespräch ein.
Es fand sich dazu ein Karthäuserdoktor, der gar schlimm
argumentirte; allein als bei sinkender Nacht der Refor-
mator seine Vertheidigung schloss, fielen ihm Bürger-
meister und Rathsherrn, Magister und Volk bei, was
nur den Pfarrherrn zu St. Sebald nicht so ganz gefal-
len wollte.“
Die Verheerungen der bald nach Kaiser Wenzels
Tode ausgebrochenen Hussitenkriege trafen auch das Nürn-
berger Gebiet, doch erkaufte sieh die Stadt mit 12,000 f.
denAbzug der gefürchteten Feinde. Je 1421, 1427, 1438
hatte Nürnberg auch ein Contingent gegen die Hussiten
gestellt. Während dieser Kriegsläufte wurden der Stadt
Nürnberg im Jahre 1424 die Reichskleinodien und Hei-—
ligthümer zur steten Aufbewahrung anvertraut. Die ersteren
bestanden aus folgenden Stücken: Die kaiserl. Krone. — Der
Reichsapfel. — Der Reichsscepter. — Das Schwert (angeb-
lich) Karls des Grossen. — Das Schwert des heiligen Mauri-
tius. — Die Dalmatika, ein kostbares Unterkleid von
violetter Seide, welches bis ans Knie reicht und vornen
zu ist. — Karls des Grossen rothe Gugel (Kappe). —
Die Alba, éein weisses Gewand von Taffet, welches über
die Dalmatika angezogen wird. — Die Stola, mit Gold.
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