Volltext: Das k. Realgymnasium zu Nürnberg

dachte fich als Schüler nicht nur Fünftige Kaufleute und 
Sabrikanten, fondern Angehörige aller der Berufsarten, die 
damals nicht direkt zu den gelehrten Ständen gerechnet wur 
den. Wer zur Univerfität übertreten wollte, dem follte ein 
fakultativer Unterricht im £Lateinifchen erteilt werden, im übrigen 
unterrichtete die Schule in den modernen Sprachen, in Mathe: 
matif, den Naturwiffenfchaften, Zeichnen, neben AMufit und 
Turnen.*) Die 1792 ins Leben getretene Jnduftrie-Gefelljchaft 
fchuf 1801 eine Ynduftriefchule für Knaben. Dabei war be: 
fonders Förderung des Kleingewerbes ins Auge gefaßt. Neben 
Unterricht in Zeichnen, Rechnen, Mathematitk und Naturwifjen- 
fichaften war auch Handfertigkeitsunterricht vorgefehen. So 
trat Nürnberg mit einem der Zeitlage entfprechenden realifti- 
Ichen Schulwefen in die bayerifche Zeit über. 
In Bayern hatte man eine Reform der alten Klofter- 
fchulen in dem MWißmaierfchen CLehrplane verfucht.”) Seine 
Eigentümlichfeit beftand darin, daß er dem realiftifchen Unter: 
richte in der untern Hälfte des Gymnafiums Plag fchaffen 
wollte. Die zahlreiche Einverleibung proteftantijcher Städte 
und Gebiete in den Jahren 1803—1806 machte eine Xenord- 
nung des Mittelfchulwejens nötig. So erfchien denn die Nieth- 
hammerfche Studienordnung vom Nahre 1809, die im ganzen 
£ande neben dem humaniftifchen und demfelben vollftändig 
gleichgeftellt ein einheitlich geordnetes ftaatliches Realfchul- 
wefen fchuf.?) Wäre Bayern bei diefer Einrichtung beharrt, 
jo würde ihm die Führerfchaft im realiftifchen Schulwefen ganz 
Deutfchlands zugefallen fein. Kein deutfcher Staat hatte bis» 
her ein folches in Angriff genommen, erft 1818 begann Würt- 
temberg damit.*) Wie viele Derwirrungen wären damit ver- 
mieden worden! Bis auf den heutigen Tag leidet das bayerifche 
Realichulwefen daran, daß der Staat die ausfchließliche Leitung 
aus der Hand gegeben, die Stadt: und Kreisgemeinden zum 
?) Hagen S. 19. 
?) Steinel, bayerifche Zeitfchrift für Realfchulwefen 1895. III... 
%) Bifchoff S. 5 ff. 
4) Dillmann $S. 25.
	        
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