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„Ja, ja! schön! Gerla muß singen,“ riefen die
Männer einstimmig, und Margarethe brachte ihm schon
seine Laute, mit derselben Bitte, sich neben ihm
niederlassend.
Rasch griff Gerla in die Saiten, und alle lauschten
seinem Liede, das er mit einem kräftigen Tenor sang:
Als im Schlaf einst hielt gefangen
Süß der Traum des Sängers Leib,
Kam zu ihm dahergegangen
Ein gar wunderholdes Weib
Mit gar lichten Augen, Wangen,
Schön geschmückt mit reichen Spangen.
Und sie thät zu ihm sich neigen,
Küßte sanft des Sängers Mund,
Thät der Töne Macht ihm zeigen,
Ihm des Sang's Geheimniß kund;
Staunend horcht er, und mit Schweigen
Ihr, der alle Schönheit eigen.
Als der schöne Traum entschwunden,
Nimmt die Laute er zur Hand,
Und sein Spiel thät bald bekunden,
Welch groß' Glück im Traum' er fand,
Was er je gedacht, empfunden,
Singt sein Spiel seit jenen Stunden.
Der Sänger schwieg, mit lautem Jubel dankten
ihm einige der Gäste, einige schwiegen still in sich
gekehrt, und als er die Rechte von der Laute
sinken ließ, fühlte er den schüchternen leisen
Druck von Margarethen's Hand, was ihn mehr
beseeligte, als aller Dank, den er ob seiner Kunst je
empfangen.