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Städtegesandtschaft in Kenntnis gesetzt. Der Landeraf erwartete
viel von der Stadt und bat sie, ihren Vertretern auf dem Reichs-
“age Vollmacht zu geben, neben den Fürsten für das Evangelium
aufzutreten. Als nun der sächsische Reichstagsgesandte Mink-
witz, auf der Reise nach Augsburg, Mitte December in Nürn-
berg eintraf, machte er dem Rate von der Verständigung des
Churfürsten und des Landgrafen vertrauliche Mitteilung 1); sie
wollten bei dem König Ferdinand auf die Besprechung der
Religionssachen auf diesem oder einem andern Reichstage dringen,
andernfalls selbst einen Tag abhalten und sich zum Evangelium
bekennen; auf zehn fürstliche Teilnehmer sei zu rechnen. Die
Nürnberger Gesandten Kress und Volkamer wurden angewiesen,
lie Fürsten auf dem Reichstage zu unterstützen, ‚aber diesen
Auftrag geheim zu halten.
Der schwach besuchte Reichstag wurde bald nach seiner
Eröffnung vertagt. Auf den 1. Mai wurde eine Reichsversamm-
lung nach Speier angesetzt; dort sollten vornehmlich der Reli-
gijonsangelegenheit wegen dio Fürsten persönlich erscheinen,
Mittlerweile sollte das Evangelium, nach der Auslegung der von
der ‚Kirche anerkannten Lehrer“ gepredigt werden, das Wormser
Edikt wurde nicht erwähnt.
Gemäss ihres Auftrages erboten sich die Vertreter Nürn-
bergs aut dem Reichstage bei den Hessen, in allem, was zur
Förderung des Evangeliums diene, auf dem Reichstage mitzu-
wirken. Hierauf wurden ihnen die Absichten Hessens und
Sachsens, einen evangelischen Bund aufzurichten, genauer mit-
geteilt. Allein die Hessen verkannten die Gesinnung des Rates;
ein Bündnis galt ihm, auf jeden Tall für bedenklich, da hier-
durch auch die Gegner zu gleichen Massregeln veranlasst und
Unruhen erweckt werden würden. -Trotzdem rechnete der Land-
araf noch immer fest auf den Beitritt der Stadt. Sachsen ging
auf seinen Wunsch ein, dass vor allen Städten allein Nürnberg
zu dem Gothaer Tage geladen werden sollte. Im Februar erging
in seinem ‚und des Churfürsten Namen die Einladung zum
Gothaer Tage. Die Nürnberger trafen eine Entscheidung, die im
wesentlichen für ihr politisches Verhältnis zu den Fürsten und
dem Kaiser massgebend wurde; die prinzipiellen Gegensätze in
der Auffassung der kaiserlichen Gewalt und des Rechtes zum
Widerstande gegen diese wurden zum ersten Male thatsächlich,
Erst nach dreimaliger Beratung entschlossen sich die Nürn-
berger, das Bündnis und die Beschickung des Tages abzulehnen ?).
\ An Tetzel und Volkamer, 18. Dec. Bb. 103. Friedensburg, zur
Vorgeschichte u. s. W.. S. (8 ?) Friedensburg, zur Vorgeschichte,
5, 92. Beilage 7. H. Virck, die Städte und das Bündnis der evan-
yelischen Fürsten 1526 u. 927; Weimarer Programm 1887, 5. 4.