Pfründen auszuwandern, doch sollte ihnen alsdann die halbe
Nutzung zukommen !), Ebenso wurden die noch bestehenden
Klöster zu dem städtischen Pflichten angehalten. Im Mai
leisteten der Komthur und der Spitalmeister des deutschen Ordens
ihre Bürgerpflicht, sie versteuerten fortan ihre Güter und er-
legten das Ungeld für Getränke, Als dann im September ein
Abgesandter des Deutschmeisters kam und sich mit Berufung
auf kaiserliche und päpstliche Privilegien beschwerte, entgegnete
der Rat der Wahrheit gemäss, dass er dem Komthur zu der
Leistung geraten habe, weil bei der erbitterten Stimmung ein
Überfall des Hauses zu befürchten gewesen sei. Auswärtige
Klöster, die in der Stadt Höfe besassen, mussten dieselben ver-
kaufen oder die Bürgerpflicht dafür übernehmen, wie es das
Kloster Heilbronn that. Auf diese Weise hatte der Rat seine
volle Souveränetät im Stadtgebiete gewonnen,
Ein anderer Gedanke der Reformation kam in Nürnberg
zuerst zum Ausdruck: die Stiftung von Gymnasien zur Stärkung
des reformatorischen Geistes, die später allgemein protestantische
Sitte wurde. Der Gedanke ging von Spengler aus, weil er
sah, wie viel für das Gedeihen der göttlichen und menschlichen
Dinge an der Knabenerziehung lag ?), Daher ermahnte und
drängte er den Rat. Ebner und Nützel billigten den Plan.
Schon um die Mitte des October 1524 hatte Melanchthon hier-
von durch seinen Freund Baumgartner erfahren®). Wieder-
holte Aufforderungen, die durch diesen privatim an ihn noch
am Ende des Jahres ergingen, selbst die Leitung der Schule zu
übernehmen, lehnte er ab, förderte aber das Unternehmen nach
Kräften. Anfang 1525 reiste Spengler selbst nach Wittenberg
zum Zweck einer Rücksprache mit den Reformatoren 4). Von
Melanchthon erhielt er den Plan, wie das alte Schottenstift von
St. Aegidien zu einem Gynmnasium zu reformieren sei. Im
September ersuchte der Rat Melanchthon, selbst zu kommen.
Am 12. November erschien er, und nach seinem Gutachten
wurde die Einrichtung des Gymnasiums beschlossen. Am
7, Mai 1526 kam er aufs neue zur Eröffnung der Schule 5). Auf
Melanchthon’s Rat wurde sein Freund Camerarius als erster Professor
des Griechischen bestellt. Mit Recht widmete Luther dem
Ratsschreiber seine 1530 erschienene Schrift über die Not-
wendigkeit der Schulen mit einem Zueignungsbrief ©), in dem er
lie That Nürnbergs rühmt, das wie eine Sonne in Deutschland
‘“\ Müllner, S. 59. Kamann, Nürnberg im Bauernkrieg, S. 14
?) Camerarius, vita Melanchthonis. ed. Strobel, p. 101. 3) Corp.
Ref. I, 292, 293, 300, 814. 4) Pressel, Leben Spengler’s, S 50 ff.
>) Corp. Ref. I. S. 372, 381. 6) De Wette, Luther’s Briefe IV, S. 116.