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übrig blieb, wenn die Reichsverfassung nicht lahm gelegt werden
sollte. Aber es wurde weiter verhandelt und zwar im Geheimen.
Auf einen protestantischen Vorschlag 1) folgte am 19. ein katho-
lischer Gegenvorschlag ?) und hierauf die unbeschliessliche, un-
vorgreifliche Antwort der Protestanten am 20., worin die Privat-
messe, die Präsentation der Pfarrer bei den Bischöfen, die Ordi-
nation durch letztere zugestanden wurden 3).
Als am 22, den Städtegesandten der Bericht über diese
Verhandlungen verlesen ward, forderten sie, misvergnügt, dass
man ohne sie zu befragen, soweit gegangen war, Bedenkzeit
und Abschriften des Vorschlages zur Begutachtung durch ihre
Theologen, olne deren Zustimmung sie nicht weiter handeln
wollten 4). Ebenso äusserten sich Hessen und Lüneburg. Ein
neuer Ausschuss von je drei Mitgliedern wurde wegen der un-
verglichenen Punkte von den katholischen Ständen Sachsen
ampfohlen; auch diejenigen Evangelischen: welche anfangs
aus Misstrauen diesem Plan abgeneigt waren, wie Nürnberg,
liessen ihn sich endlich des Friedens wegen gefallen. Als er
am 24. zusammentrat, forderten die Altgläubigen sogar noch
eine Erweiterung der bereits zugestandenen bischöflichen Rechte
durch die Examinierung der Pfarrer, ‚ Aber die Städte samt
Hessen und Lüneburg lehnten ihrerseits am 25. diese Verhand-
lungen ab®. Nun eröffneten die protestierenden Ausschuss-
mitglieder, sie hätten keine weiteren Mittel vorzulegen, sondern
hofften, die Gegner würden ein Concil fördern. Hierzu er-
klärten sie sich am 26, bereit, aber unter der Bedingung einer
vorläufigen Restitution %); sie gestanden nur einige Concessionen
betreffend das Abendmahl, Cölibat und die Messe zu 7). Aber
am 29. beschlossen die Protestierenden, eine Restitution abzu-
lehnen und sich auf keine weiteren Mittel nach den Vorschlägen
vom 20. und einem Entwurf Melanchthons vom 21. über die
unverglichenen Artikel einzulassen ®). Die Städte wollten nicht
einmal das letztere annehmen. Vor allen die Nürnberger waren
wegen der Jurisdiktion mit Melanchthon in gehässigen Zwiespalt
geraten 9), Baumgartner drückte den Sachsen sein Befremden
aus, dass weder seiner Stadt, noch Luther die Vergleichs-
vorschläge vorgelegt seien. Sachsen entschuldigte sich; die Vor-
Schläge seien unbeschliesslich gewesen; auch Georg von Bran-
denburg machte Vorstellungen; man versprach dergleichen nicht
wieder geschehen zu lassen. Ebenfalls am 29. erwog man, eine
Widerlegung der Confutation und ein Gutachten ausarbeiten zu
‘) Müller, S. 754. 2) S. 755. 2% 8.761. *C.R. II, 855.
5) C. R. II, 861. 8) 869. *) Müller, S. 821. Förstemann, II, S. 274.
5) C. R. II, S. 869. % C. R. IL 879. 880.