Volltext: Von 1520-1534 ([2. Band])

Kapitel IL. 
Nürnberg vor der Reformation. 
Nürnberg war am Schluss des 15. Jahrhunderts ohne Frage 
die merkantile, geistige und, wenn man von einer solchen reden 
darf, die politische Hauptstadt Deutschlands. Letzteres drückte 
sich besonders in den Beziehungen zu den Kaisern aus dem 
Hause Oesterreich aus, die oft hier weilten; in Nürnberg wurden 
die Reichsinsignien von einer Krönung bis zu der nächsten auf- 
bewahrt. Im Centrum Deutschlands, am Kreuzungspunkt der 
grossen Handelsstrassen vom Süden nach dem Norden und vom 
Osten nach dem Westen Europa’s gelegen, erfreute sich die 
Stadt eines blühenden Handels. Infolge dessen hatte sich hier 
eine besondere geistige Beweglichkeit und zugleich durch be- 
deutenden Wohlstand die Vorbedingung zu künstlerischem und 
wissenschaftlichem Leben entwickelt. Man braucht nur an 
Dürer, Vischer, an Meisterlin und Hartmann Schedel, die Ver- 
fasser berühmter Chroniken, an Regiomontanus, den Vorläufer 
des Copernikus, vor allem an Wilibald Pirkheimer zu erinnern. 
Zumal die humanistischen Studien wurden hier um ihrer selbst 
willen wie in Italien gepflegt. Auch das juristische Studium 
ward für die regierenden Patricier bald eine Notwendigkeit; 
hatte doch der Rat seit 13771!) bereits einen eigenen Rechts- 
gelehrten, der Doctor juris sein musste. Auf hoher Stufe stand 
auch die Bildung der gemeinen Bürgerschaft. Drei gut besetzte 
lateinische Schulen, an den beiden Stadtpfarreien von St. Lorenz 
und St. Sebald und am neuen Spital, verbreiteten ein lebhaftes 
literarisches Interesse, sodass bis 1500 bereits 481 Druckwerke 
in der Stadt erschienen waren und zwar die Bibel in deutscher 
Uebersetzung allein in fünf Ausgaben?). Eine öffentliche Mei- 
nung über die Weltangelegenheiten konnte sich in Nürnberg 
‘') Siebenkees, Materialien zur nürnbergischen Geschichte III, S. 600. 
2) Strobel. Misecell. liter. Inhalts II, S. 8.
	        
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