572 —
seine Vaterstadt zurückkehrte. Seine zusammengeschmierten Spiele
sind ein armseliger Nachklang von Hans Sachs.
Diese kurze Überschau mehr oder minder volksmäßiger alt-nürn—
bergischer Dicht- und Reimkunst wäre sehr unvollständig, wenn wir
nicht noch einer besonderen Gattung von Reimmachern gedächten.
Es sind dies die Lob- und Spruchsprecher, welche nach der
Reformation vom Rat konzessioniert und dem Rugsamt unterstellt
waren. Ihr Beruf war, namentlich bei den Hochzeiten der Patrizier,
bei den Jahresfestmahlzeiten der Handwerke und bei sonstigen Fest—
lichkeiten ihre Kunst zu zeigen, welche darin bestand, daß sie zur
Unterhaltung der Gäste über die verschiedensten Stoffe aus dem
Stegreif in gereimter Rede sprachen. „Die seligste Wonne des
Lebens, beim Mahle dem Sänger zu lauschen“, singt schon Vater
Homer und so geschah es auch hier, aber natürlich nach Nürnberger
Art. Denn nicht etwa über die Götter und Helden germanischer Urzeit
reimten die Lob- und Spruchsprecher, sondern sie entnahmen ihre
Stoffe samt und sonders dem engen Gedankenkreis behaglichen Spieß—
bürgertums. Im 17. Jahrhundert kam dann bei den Spruchsprechern
noch der Brauch auf, alljährlich einen gereimten Neujahrswunsch
drucken zu lassen und für klingenden Lohn an den Mann zu bringen,
worauf sich schließlich ihre ganze Thätigkeit beschränkte. Diese be—
rufsmäßigen Nürnberger Barden trugen bei ihrer Beschäftigung eine
Art Amtskleid und auf der Brust eine Menge Schilder, wovon ihnen
der Beiname „Schlenkerlein“ zu teil wurde, sowie das Stadtwappen
als Zeichen ihrer Würde. Einer der bekanntesten dieser Lob- und
Spruchsprecher war Michael Springinklee; ihm folgte Hans Weber
und dessen Sohn Wilhelm; Johann Minderlein 1660; Leonhard
Wolf, Kandidat der Theologie 1678—1692; Joachim Müller, „teutsch—
boetischer Lob— und Ehrenredner“ 1692—–1695; Johann Jakob
Krawatt 1696 —1735; Michael Grynäus 1737—-1741; Heinrich
Blöst 17421759; Gottlieb Sigmund Wolf 1750—1781; Stefan
Wolf 1785—1806. Dieser letzte Nürnberger Spruchsprecher starb
1821. — Noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts konnte man
in einzelnen Gemeinden des ehemaligen nürnbergischen Gebiets Hoch—
zeitlader treffen, welche in Tracht und Thätigkeit lebhaft an die
Spruchsprecher Alt-Nürnbergs erinnerten.
—