Volltext: Führer durch Nürnberg anläßlich des XII. Deutschen Bundesschiessens

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Pranken in älterer Zeit waren der Wurfspeer und die Wurf- 
axt, die bekannte Franziska, die eigentliche Nationalwaffe der 
Franken, die allerdings schon unter den Karolingern dem 
Schwert und der Stosslanze mehr und mehr Platz machen. 
Der Bogen kam als eine tückische, Knabenhafte Waffe all- 
mälig in Verruf und wurde von den Vornebmeren wohl 
nur noch zur Jagd und zur Unterhaltung, z2um Sport ver-— 
wendet. In den deutschen Héeéren des Mittelalters darf man 
ihm keine allzu grosse Bedeutung beimessen, eine gefährliche, 
oftmals entscheidende Waffe war der Bogen aber bekannt- 
lich bei den Engländern und Schotten. 
Die Armbrust*), die an Tragweite und wohl auch 
Treffsicherheit den Bogen bedeutend übertraf, dafür aber ein 
nicht entfernt so rasches Schiessen zuliess, ist uns zuerst aus 
Miniaturzeiehnungen in Handschriften des 10. Jahrhunderts 
bekannt. Sie wurde auch wabrscheinlich in Westeuropa er— 
funden. In Deutschland war sie im 12. Jahrhundert sohon 
häufig im Gebrauch. Wie natürlich waren es aber auch hier 
die geringeren Volksklassen, in erster Linie das Bürgertum, 
das sich ihrer als Kriegswaffe bedienbe. Vermochtoe dasselbe 
doch so mit verhältnismässig nur wenig Aufwand die schwere 
kostspielige Bewaffnung, die durch unausgesetzte DUebungen 
ↄrhaltene kriegerische Kraft und Geschicklichkeit der Ritter- 
schaft zu einem Teile wenigstens auszugleichen. Daher ver— 
folgten auch Fürsten und Adel die unritterliche Fernwaffe 
mit unversöhnlichem Hass, wobei ihnen die obersten geist- 
lichen Behörden Beistand leisteten. Die 2. lateranische Synode 
im Jalhre 1189 verbot bei Strafe des Bannfluchs die „mörderliche 
und gottverhasste“ Kunst der Schützen, der ballistarii und 
sagittarii, wie es in dem lateinischen Texte heisst, fernerhin 
gegen Christen auszuüben. Gegen die Ungläubigen also sollte 
sie gestattet sein. Als dann später Richard Löwenbherz, der 
einen grossen Teil seiner englischen FPusssoldaten mit Arm- 
brüsten bewaffnet hatte, bei der Belagerung der Burg Chalus 
*) Der Name ist offenbar aus doem Lateinischen arcubalista odoer 
arbalista entstanden. Dio Auffassung, als müsse es eigentlich Armrust 
heisssen und sei das b nur eingeschoben, wie neuerdings Manche schroiben 
und drucken lassen. ist entschieden zurückzuwoeoisen.
	        
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