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in den übrigen Monaten findet sich dieser Ausgabenposten überhaupt nicht. In 
der Wirthschaft mit der geringsten Ausgabensumme herrscht bei der Beleuchtung 
die größte Sparsamkeit, wenn auch noch 0,58 Proz. als Antheil der Gesammt—⸗ 
auslagen für Beleuchtung verwandt werden, so sind es doch nur 3,81 Mk., im 
Juni, Juli und August wurde von jeder Ausgabe für diesen Zweck abgesehen, 
die höchsten Ausgabenposten fielen auch nicht in die Zeit der kürzesten Tage, 
sondern in den November mit 66 Pf. und in den September mit 60 Pf., dann 
folgen erst der Dezember mit 55 und der Januar mit 49 Pf., hierauf der 
Februar mit 40 und der April mit 36 Pf., der Oktober mit 85 Pf., der März 
mit 25 Pf. und endlich der Mai mit blos 15 Pf. So geht aus diesen wie 
auch aus anderen Haushaltungsrechnungen klar hervor, daß die Beleuchtung der 
Wohnung stark hinter dem Bedürfnisse zurückgeblieben ist, daß die betreffenden 
Familien sich oft in dunkeln Stuben aufgehalten haben müssen, sicherlich ein 
deutliches und trauriges Zeichen niederer Lebenshaltung. Das Bedürfniß nach 
künstlicher Beleuchtung ist am stärksten in der Zeit niedrigster Einnahmen der 
Arbeiterfamilien, in den Zeiten der Arbeitslosigkeit, fo daß dadurch zur ungelegensten 
Periode des Jahres die äußerste Sparsamkeit aufgenöthigt wird. Die seit einer 
Reihe von Jahren dauernden und noch nicht beendigten Preissteigerungen auf dem 
Petroleummarkte zwingen die Arbeiterhaushaltungen zu immer groößeren Ein— 
schränkungen bei diesem Ausgabenposten. Die weilaus überwiegende Zahl unserer 
Rechnungen schließt ohne Ueberschuß ab, als unnöthig bezeichenbare Ausgaben 
lassen sich äußerst selten feststellen, so ergibt jede Preissteigerung Erniedrigung der 
Lebenshaltung im Allgemeinen und Einschräukung im Verbrauch des im Preise 
gesteigerten Produktes, falls nicht ein Ersatz durch ein minderwerthiges Surrogat 
möglich ist. Letztere Eventualität ist aber als ausgeschlossen zu betrachten, da 
die Arbeiter ohnedies die im Geldpreise billigsten, im Verbrauchswerthe gemessen 
freilich oft recht theuren Waaren in ihrer Hauswirthschaft verbrauchen. Hieraus 
ergibt sich, daß eine Preissteigerung des Petroleums dort, wo dasselbe nicht zu 
Erwerbszwecken wie bei Heimarbeitern gebrannt werden muß, in der Regel zu einer 
Einschränkung des Konsums führen muß. Die letzte Preissteigerung des Petro— 
leums im Detailhandel um 10 Proz. dürfte wahrscheinlich in den meisten Prole⸗ 
tarierfamilien eine durchschnittliche Verbrauchsverminderung dieses Leuchtstoffes 
um 140 zur Folge haben. Eine Einschränkung dieser Art greift viel tiefer in die 
Lebenshaltung der arbeitenden Klasse ein, als ein oberflächlicher Beurtheiler annehmen 
dürfte; muß an Beleuchtung gespart werden, so kommen, um nur ein Beispiel 
anzuführen, die Kinder früher ins Bett und so spät wie möglich aus dem Bett, 
der Vater, der des weiten Weges von der Fabrik nach Hause die Mittagspause 
nicht in seiner Wohnung zubringen kann, hat somit gar keine Gelegenheit, sich 
seinen Kindern zu widmen, sich an ihnen zu freuen, auf sie erzieherisch einzuwirken. 
Dies eine Beispiel zeigt, wie die Profitwuth des Kapitalismus in die intimsten 
Verhältnisse der Arbeilerfamilie einzugreifen vermag, wie eines Rockfellers, des 
amerikanischen Petroleumkönigs, Riesenausbeutung der Erdölkonsumenten selbst die 
Kinder in der letzten Proletarierhütte eines anderen Erdtheiles schädigen kann. 
EGs ist richtig, das die Steigerung der Petroleumpreise Reich und Arm 
trifft, aber trotzdem wirkt sie viel härter auf das eingeengte Budget des Arbeiters 
wie auf die Ueberschußwirthschaft des Besitzenden; doch nicht nur hierin zeigt sich 
der Uuterschied zum Schaden der Nichtbesitzenden. Die Besitzenden können durch 
Aenderung der Brenner in den Petroleumlampen, durch Umwandlung ihrer Lampen 
in Pelroleumglühlichtlampen bei geringerem Konsum von Petroleum und Wettmachen 
der Petroleumpreissteigerung eine bessere Beleuchtung ihrer Wohnungen erzielen, sie 
können zur Gasbeleuchtung, zur elektrischen Beleuchtung übergehen und so den 
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