CErstes Rapitel.
Jener verheerende Krieg, der Deutschland dreißig lange Jahre
durchtobt hatte, war beendet; durch ein wunderbares Spiel des
Zufalls grade vor den Thoren derselben Stadt, von der er einst
ausgegangen war. Nachdem der schwedische General von Königs—
mark in Böhmen einen Einfall gemacht, durch einen nächtlichen
Ueberfall die Kleinseite Prags genommen hatte und nun in Be—
griff stand, sich der Altstadt zu bemächtigen, erscholl die Kunde,
zu Münster sei der Friede am 24. Oktober 1648 unterzeichnet
worden, und alle Feindseligkeiten sollten eingestellt werden.
In den Städten läuteten die Friedensglocken, und jene wenigen
Kirchen, die auf dem Lande von den Greueln des Krieges ver—
schont worden waren, gaben die den meisten als Wundermär
erscheinende Botschaft mit ehernem Munde weiter.
So leicht aber der Wille einzelner den Brand entfachte, so
leicht war er nicht mit einem Worte wieder gelöscht.
Die Verwilderung der Sitten war zu allgemein geworden.
Die von ihren Heerführern entlassene Soldateska durchstreifte die
Lande, sie lebte, aller sonstigen Mittel, das Leben zu fristen, be—
raubt und ohne die schon während des Krieges gelockerte Disziplin
der Vorgesetzten, von Raub und Plünderung weiter wie zuvor.
Was sollten die verabschiedeten Söldner auch beginnen?
Die wenigsten konnten sich überhaupt noch auf die weit
rückwärts liegenden Friedenszeiten besinnen. Des Gegners Schwert,
Anstrengungen und Laster ließen die Leute nicht alt werden.
Die meisten waren vielmehr während des Krieges geboren
oder zur Zeit des Ausbruches desselben noch in den Kinderschuhen
oder kaum denselben entwachsen gewesen. Viele wußten überhaupt
nicht, wo ihre Wiege einst gestanden hatte.
Die Wirren der Zeit hatten sie von Jugend an bald hierhin
bald dorthin geführt, in alle Teile des Vaterlandes und weit
über dessen Grenzen hinaus herumgeworfen.
Diese waren, halbe Kinder noch, um nicht Hungers zu
sterben, der Werbetrommel gefolgt und hatten bald gelernt, es
wie jene zu treiben, die ihrer Eltern Eigentum verwüstet und
