36
Hans Sachs: Ausgewählte Gedichte.
Schwank: Das Unholdenbannen.'
Zu Langenau im Schwabenland
Ein Bauer saß, Klaus Ott genannt,
Der furchtbar abergläubig was,
Den alten Unholden zumaß
Alles Unglück, das ihm zuftieß auf Erd'.
Wurde etwa ihm lahm ein Pferd,
Oder that ihm eine Kuh verseihen?,
So that er dessen die Hexen zeihen.
Und war ihnen also herzensfeind,
An ihnen zu rächen sich vermeint',
Wenn er nur gewußt hätte, wer sie wär'n.
Drum wollte er sie kennen gern.
Eines Tages, an einem Donnerstag spat,
Ein fahrender Schüler zu ihm eintrat,
Wie sie denn umgingen vor Jahren
Und lauter Bauernbesch .. ßer waren.
Der sagte her große Wunderwerk',
Wie er käm' aus dem Venusberg,
Wär' ein Meister der schwarzen Kunst,
Macht' dem Bauern einen blauen Dunst.
Der fing an, über die Hexen klagte,
Wie er ihnen so feind wäre, und sagte,
Er wollte sich gern an ihnen rächen
Da that der fahrende Schüler sprechen:
„Mein Freund, ich kann dich gar wohl lehren,
Daß du mögest bannen und beschwören
Alle Unholden im ganzen Land,
Daß sie zusammenkommen allsant?,
Daß du sie alle kannst zählen und sehen.“
Der Bauer thät zum Schuͤler jehen“
„Einen Gulden geb' ich dir zum Lohn,
Lehrst du mich sie zusammenbannen qauf einen Plons.“
Unholde s. v. w. Hexe.
Versiegen; d. h. gaͤb sie keine Milch mehr.
Alle zuͤsammen.
Sagen.
»Plaun.