72
Rothenberg, dem Städtlein, Mark und Zubehörung, ein
Mehreres unter der Belehnung mit verstanden werden solle,
als was Ihnen und anderen Ganerben an der noch bis zur
völligen Bezahlung einbehaltener anderer Hälfte der Lehen—
schaft dermalen zuständig ist und gebühren thut und hat
Uns bemeldter Rudolf von Bünau, als Wir angeregt,
Ganerb, deshalb gewöhnlichen Pflicht und Aydt gethan,
Uns mit der Oeffnung solchen Schloß und Städtlein zu
gewarten und sonsten Alles das zu thun, was die Briefe
und Revers zwischen Uns und Ihnen, den Ganerben, in sich
halten, Alles getrewlich und sonder Gewerdte; zur Urkund
haben Wir diesen Brief mit eigener Hand unterschrieben
und Unser anhangenden Sekret besiegeln lassen. Geben zu
Amberg auf Erchtag den neunten Juni nach Christi Unseres
lieben Herren und Seligmachers Geburt. Im Eintausend
Sechshundert Sechs und Siebenzigsten Jahr. Ermangelt
der gnädigsten Subseription, weilen Seiner Durchlaucht von
vor?) der beschehenen Vorlegung mit Tod abgegangen.“
Was an maßgebenden Stellen wohlvorbereitet im
strengsten Geheimniß geplant und zur rechten Zeit mit
rücksichtsloser Offenheit ausgeführt ward, Herrschaft und
Festung Rothenberg blieb fortan der Ganerbenschaft entzogen
und dem Besitze Kurbayerns einverleibt. Tüchtige Feld—
Baumeister mit zahlreichen Arbeitern besserten die Haupt⸗
und Vorwerke, welche der Zeiten Zahn und der Feuerballen
rauher Gruß zermürbt, umsichtig aus, verstärkten und ver—
mehrten sie zu einem zusammenhängenden festen Gefüge,
zähen Widerstandes fähig. Sogar den Friedhof an der
Ostflanke umgab man mit Erdwerken, um ihn vor den
gegenüberliegenden, nur durch das Kersbacher Thal getrennten
Höhen zu schirmen. Oberhalb Kersbach beim Gänseweiher,
dem Beckenzipfel entlang bis zur Rollhofer Fallmeisterei,
befanden sich befestigte Posten, mit. Schanz- und Pfahlwerk
versehen. Der weite Blick Mariannens, des Kurfürsten
Ferdinand Maria Mutter, einer echten deutschen Frau, welche
lange Zeit die Zauberkünste des Herzogs von Grammont
und die Versailler Lockrufe zu vereiteln wußte, womit der
Regent und seine Gemahlin, Adelheid von Savoyen, gekirrt