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ist eine flachgedeckte, dreischiffige Kirche, deren Mittel- und nörd-
liches Seitenschiff in Polygonchöre auslaufen, während eine geson-
derte Kapelle, jetzt Sakristei, die Stelle des Südchores einnimmt.
Die Kirche wurde im Innern 1662 und 63 durch den Italiener Carlo
Brentano in baroker Weise neu ausgeschmückt; doch ist noch Man-
cherlei von den mittelalterlichen Schätzen erhalten. Das Interessan-
teste ist das Grabmal des Stifters Konrad Grofs.
In dieser Kirche wurden früher die Reichskleinodien aufbe-
wahrt, seit Kaiser Sigismund dieselben hierher gebracht hatte. Sie
befanden sich in einer Kapelle oberhalb der Sakristei. In einem
silbernen Schreine, der jetzt im germanischen Museum steht und an
einer Kette von der Decke herabhieng, befanden sich die zu den
Kleinodien gehörigen Reliquien.
Im Hofe des Spitales steht, nun eingebaut in das neue Pfründ-
nerhaus, das bis jetzt zu Gerichtszwecken dient, eine Kap elle zum
heil. Grab, eine der verschiedenen Nachbildungen, die in Deutsch-
land im 15, Jahrhundert ausgeführt wurden. Der Patrizier Georg
Ketzel hatte selbst die Mafse des heil. Grabes in Jerusalem geholt
ınd liefls sie 1459 erbauen.
15, Die Marienkirche
auf dem Marktplatze ist eine quadratische Anlage, deren Gewölbe
auf 4 runde Pfeiler sich stützt, an deren Mittelraum sich ostwärts
der Chor, westwärts die früher offne Vorhalle anschliefst. Sie
ist jetzt katholische Stadtpfarrkirche. Sie steht an Stelle der alten
Synagoge, welche 1349 mit Erlaubnifs Karl’s IV. abgetragen wurde
und ist auf dessen Befehl 1355—61 erbaut. Das Aeufsere ist mit
Ausnahme der Westseite einfach und, abgesehen von den 2 Seiten-
eingängen mit ihren figürlichen Skulpturen, schmucklos; die Vor-
halle der Westseite dagegen besonders reich mit ornamentalen und
figürlichen Skulpturen geschmückt. Unter den verschiedenen Figu-
ren, welche sie schmücken, befindet sich auch eine solche Kaiser
Karls IV. und seiner Gemahlin, deren Porträtähnlichkeit durch die
UVebereinstimmung mit den Porträts auf dem Triforium des Domes
zu Prag bestätigt wird. Auf der Plattform dieser ehemals offnen
Vorhalle, von welcher Karl 1361 die Reichsheiligthümer zeigen
liefs, die zu diesem Zwecke von Prag hergebracht worden warcn,
steht eine zweite spät-gothische Kapelle, gleich der Vorhalle reich
geschmückt. An ihrem Giebel befindet sich das leider z. Z. nicht
mehr im Gange befindliche „Männleinlaufen“, eine vom Schlosser