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Dramatifde Dichtung.
ipiele aus den Sahren 1533—1539 gleichen fich alle jo ziemlich Darin,
daß fie fämtlich einer eigentlichen Fabel entbehren und mur dramatijche
Dialoge find, in denen entweder verfchiedene Stände gegen einander
disputieren, wie in den „Sechs Klagenden“, oder verfchiedene Untugenden
nd Lafjter dargelegt werden, wie in dem „Buler, Spieler und Trinker“,
am „Sürwig“ und in „Der Karg und der Mild". ur „Die Rockenz
Auben“ nähert fich fchon etwas dem Charakter feiner fpüteren und
lebenSvolleren Faftnachtfviele, obgleich auch hier noch das Schematifche
gegen den Inhalt zu fehr Hervortritt.
Die auch in der Schaufpieldichtung fo überauz fruchtbare Thätig-
;eit des Hans Sachs wird erft jpäter eingehender zu würdigen fein.
&$ it begreiflich, daß auch er in diefer Dichtungsgattung, in der auch
‘eine bejten Zeitgenoffen und Nachfolger noch in den Kinderfchuhen
Iteckten, mr fehr Langfamı Hortichritte machte, Was er jebt an Schau-
Ipiclen fchrieb, ftand noch fehr weit zurück hinter der Mehrzahl Feiner
nichtdramatijchen Scbichte, von denen wir bereits mehrere feiner vor-
yäglichiten Haben fennen gelernt. Aber bei einem fo fehaffensfreudigen,
‘0 leicht arbeitenden und fruchtbaren Dichter wie Han8 Sach3 war e8
ıatürlich, daß er auch nach mißgllickten VBerfuchen in der erft durch den
Seijt der Keformation neu erweckten Cchaufpieldichtung immer wieder —
ft freilich nach langer Baufe — auf DdiefeS verlockende Gebiet zurückfehrte.
CS war dies um fo natürlicher, al$ nun auch {fchon ein anderer
ZHaufpieldichter- in Nürnberg erftand, der, wenn auch nicht im
entferntejten {o fruchtbar, doch einige fehr berdienftliche Stücke gefchrieben
und auch zur Aufführung gebracht Hatte, € wor der auS der
Nürnberger Ieformationsbewegung uns fchon Bbefannte fheologifch
gebildete Leonhard Culmann. Aus Chrail$heim im Angbachifchen
geblürtig war Culmann zur BZeit des für die Nürnbergifche Reformation
ntjcheidenden Colloquiums, wie auch jeßt noch, Mektor der Lateinfhule
jumı „Neuen Spital“; erjt jpüter (1549) ward er al3 Prediger zu
St. Secbald angejtellt. Seine erjte im Jahre 1539 erfchienene Schaufpiel-
dichtung, „ein Hriftenlich teutjch Spiel, wie ein Sünder zur Buß bekehrt
wird“, {ft eine richtige Moralität nach der Idee des „Homulus“ von
SDiesthemins, welcher fateinifch eben ir diefem Sahre erfchienen war.
In dem Vorwort des Culmannfhen Spiel8, von einem gewijfen
Wencesfans Link, wird ausdrücklich befannt: man miüjfe bei den fcAHlechten
Sitten der Welt 3 verfichen, durch Lieder und durch Spiele von
Komödien und Zragödien auf diejenigen zu wirken, welche