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Schulen
Hinblick auf die erhöhte Fürsorge für die Kriegerwaisen und Kriegerkinder im Jahre 1916,
die einen erhöhten Zuschuß fordert, genehmigten die städtischen Kollegien die Ubertragung des
für 1915 vorgesehenen Betrages von 800 M auf das folgende Jahr.
5. Verschiedenes.
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Besondere Maßnahmen der Kinderfürsorge während des Krieges. Die Für—
sorge für die der Hilfe und Pflege bedürftigen Kinder von Familien, deren Ernährer zum
Heeresdienste einberufen oder durch den Krieg arbeitslos geworden oder deren Durchkommen
durch den Krieg überhaupt in Frage gestellt war, wurde 1915 in erhöhtem Maße fortgesetzt,
so daß im Laufe des Jahres wohl alle in Betracht kommenden Kinder, soweit solche amtlich
zu ermitteln waren, der Fürsorge unterstellt werden konnten.
So wurden in hiesigen Krippen und Kinderbewahranstalten sowie in Privatpflege
2154 Kinder untergebracht; davon befanden sich am Jahresschlusse noch 828 Kinder in
Anstaltspflege. In auswärtigen Anstalten, welchen im Laufe des Berichtsjahres 138 Kinder
zugewiesen wurden, waren am Jahresschlusse noch 36 Kinder in Pflege. Die Jahreskosten
hetrugen 174773 A6, für die ganze Zeit vom Krieasbeginn an 208 581 M. Sie wurden aus
Mitteln der Kriegsfürsorge gedeckt.
Neuanschaffungen von Einrichtungsgegenständen, wie Betten, Tische, Küchengeräte
usw., waren nicht erforderlich, da die vorhandenen Krippen und Kinderbewabhranstalten sich
gaanerkennenswerter Weise den Bedürfnissen anpaßten.
Seit 14. März läßt sich die Stadtgemeinde, wenn sie die volle Tag- und Nachtverpflegung
»ines Kindes übernommen hat und wenn die Einnahmen des Unterhaltspflichtigen den Not—
»edarf erheblich überschreiten, einen Teil der Anstaltskosten meist durch Überweisung der für
den Pflegling entfallenden reichsgesetzlichen Unterstützung zurückerstatten, allerdings erst nach
strenger Prüfung der einzelnen Verhältnisse. Bis zum Mai 1915 gewährte die Stadtgemeinde
für jedes Kindes, gleichviel ob es nur Tages— oder auch Nachtverpflegung hatte, 50 H. Vom
23. Mai 1915 ab wurde der Betrag für Tag- und Nachtverpflegung auf 85 A, für volle
Tagesverpflegung auf 65 —, für teilweise (Mittagessen) auf 35 — festgesetzt.
Warmes Mittagessen wurde bedürftigen Schulkindern am Schlusse des Berichts—
jahres noch von etwa 1000 Familien, gegen etwa 3000 Ende 1914, verabreicht. Der
Rückgang ist wohl hauptsächlich in der Einführung der Lebensmittelkarten und der mit der
längeren Dauer des Krieges zusammenhängenden Teuerung, sodann aber auch in den ver—
mehrten Einberufungen von Landwehr- und Landsturmmännern zu suchen.
Ferner erhielten Schulkinder unentgeltlich Mittagessen in Schulhäusern und vereinzelt
bei Gastwirten. Die Gesuche um Abgabe von warmem Mittagessen werden von den Klassen-
lehrern aufgenommen; die Zuweisung zur Verköstigung erfolgt nach Prüfung der Verhältnisse
durch die Kgl. Lokalschulkommission. Die Zahl der so verpflegten Kinder betrug im Januar
347; sie stieg im Juli auf 890, um bis zum Jahresschluß auf 756 zurückzugehen. Die Kosten
stellten sich für 1918 auf 88287 6 (seit Kriegsbeginn bis 31. Dezember 1915 — 91 898 4).
Für ein Kind wurden bis Mai 35 H, vom Juni an aber 40 — für das Mittagessen bezahlt.
Die Gesamtzahl der Portionen betrug 229 154. Dem Aufwande standen an Einnabmen aus
Spenden 51386 M gegenüber.
Jedes Kriegerkind erhielt als Weihnachtsgeschenk eine Anweisung, die zum Kauf von
Waren bis zum Werte von 6A6 berechtigte. Die Klassenlehrer und Klassenlehrerinnen be—
sorgten die gewünschten Geschenke und verteilten sie bei den mit Vorträgen verbundenen
Weihnachtsfeiern an die einzelnen Kinder. Auf diese Weise wurden 17078 Kriegerkinder mit
Weihnachtsgaben bedacht, wofür im ganzen 102270 A6 ausgegeben worden sind.