Metadaten: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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führung,! das er bereits im Herbst 1777 auf dem Weimarer Lieb- 
habertheater vorgeführt hatte.” Dieses Fastnachtsspiel Hans Sachsens 
muß Goethe besonders gefallen haben. Im „Triumph der Empfind- 
samkeit“, der um die Jahreswende 1777 und 1778 entstand und 
zu Beginn des vierten Aktes auch vereinzelte Knittelverse zeigt, 
erinnert das Öffnen der Puppe an das „Narrenschneiden“, hier wie 
dort werden Kkrankhafte Erscheinungen ans Tageslicht befördert.? 
Wie sehr aber gerade die führenden Geister Bertuchs Plan 
mit reger Teilnahme verfolgten, das zeigt eine Äußerung Lessings 
in einem Briefe an Herder vom 10. Januar 1779. Er bedauert, 
‚daß aus Bertuch’s Hans Sachsen nichts wird“. Er war selbst im 
Besitze des ersten Bandes von Hans Sachsens Werken gewesen, 
muß aber auch einiges von dessen prosaischen Dialogen gekannt 
haben, denn er fährt in dem eben genannten Briefe fort: „Ich wollte 
ben an ihn [Bertuch] schreiben und ihn bitten, wenn er doch so 
viele Alphabete Reime drucken ließ, noch einige Bogen Prosa von 
lem nämlichen Verfasser beidrucken zu lassen; wäre es auch nur, um 
zu sehen, wie Hans Sachsens Prosa gewesen. Denn daß Hans 
Sachsens prosaische Aufsätze auch ein ganz sonderbares Monument 
in der Reformationsgeschichte sind, wird mir freilich Keiner auf 
mein Wort glauben, der sie nicht gelesen hat.“ * Lessing hatte sich 
eben zum Kampfe gegen die Orthodoxie gerüstet, bald erschien sein 
„Nathan“ und so finden wir es denn begreiflich, wenn er sich zu 
den Religionsgesprächen, wie sie Hans Sachsens Dialoge darbieten, 
besonders hingezogen fühlt. Auch Herder, der einmal den Meister- 
gesang schroff ablehnt, dabei aber für Hans Sachs abweichend von 
seiner früheren Anschauung mit Rücksicht auf seine „angenehme 
Naivetät, Deutsche Urbanität, Ruhe und Zünftigkeit der Gedanken“ 
1 Vgl. C. A. H. Burkhardt, Goethes Werke auf der Weimarer Bühne 
1775—1817, im Goethe-Jahrbuch 4 (1883), S. 115. 
2 Hans Sachs in Weimar. Gedruckte Urkunden, hg. von B. Suphan 
Weimar, 1894, S. 21. 
3 Goethes Werke, 17. Bd., Weimar, 1894, S. 35, 54—56. 
4 Lessings Werke, 20. Th., 1. Abth. Briefe. Hg. von C. Chr, Redlich. 
Berlin, Hempel, 1879, S. 776 —777, ferner ebenda S. 253. Wenn Herder in 
der Antwort auf diesen Brief Lessings (1. Juni 1779) das Scheitern des 
Bertuchschen Planes nicht bedauert, so liegt der Grund in seiner persönlichen 
Abneigung gegen Bertuch (Suphan, Hans Sachs in Weimar, 8. 35).
	        
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