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angesammelten und in Nürnberg niedergelegten Ablaßgeldern, welche
i. J. 1453 der Kardinal Nikolaus ad vincula Peétri hier abbholte,
betrug nicht weniger als 39990 fl.
Im Sommer 1482 predigte auch der wegen seiner diplomatischen
Versuche bei Albrecht Achilles bereits im vorigen Kapitel erwähnte
neapolitanische Franziskaner Johann Capistrano vier Wochen
lang in Nürnberg unter ungeheurem Zulauf gläubigen Volks. Es
sollen an einem Tage 1800 Zuhörer seinen Worten gelauscht haben.
Auf dem Markte nächst der Frauenkirche war eine Bühne für ihn
aufgeschlagen, wo er, umgeben von einem Stab von Ordensbrüdern,
täglich zuerst eine Messe celebrierte und dann eine anderthalb Stunde
lange lateinische Predigt hielt, welche einer der ihn begleitenden
Bruͤder ins Deutsche übertrug. Aber nicht nur gegen Türken und
hussitisches Ketzertum, diese „Ausgeburten des Satans“, richtete
der Wanderprediger seine flammende Beredsamkeit, sondern auch
gegen die Lebensüppigkeit und die sonstigen rohen Lüste jener Zeit.
Die von dem lebhaften Geberdenspiel des Südländers begleiteten
Donnerworte des kleinen schmächtigen Ordensmannes waren von so
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karten und Dutzende von bemalten Schlitten herbeigebracht und auf
dem Markt den Flammen übergeben wurden. Nach der Predigt
durften die an den verschiedensten Gebresten Leidenden den von dem
Mönch herumgereichten Schädel des heil. Bernhard berühren, wodurch,
wie berichtet wird, eine Menge wunderbare Heilungen geschahen.
So ehrenvoll als seine Einholung ging auch sein Abschied von Nürn—
berg vor sich. Der ganze Rat geleitete den wunderthätigen Franzis—
kaner hinaus durch das Lauferthor bis zum Tiergärtnerthor, „hier
gesegnete er sie mit Andacht und ritt nach Forchheim.“
Zur Verhandlung über die Türkennot fanden in den nächsten
Jahren 145357 an verschiedenen Orten Reichstage statt, welche
eigentlich aber bloß Fürstentage waren, denn zu keinem von ihnen
war der Kaiser erschienen trotz dringender Mahnungen seitens der
Kurfürsten. Ende November 1456 fand einer dieser Tage zu Nürn—
berg statt. Die hervorragendste Persönlichkeit auf demselben war
Kurfürst Friedrich von der Pfalz, dem die Zeitgenossen nachsagten,
daß er darnach trachte, selber römischer König zu werden. Es wurde
in gewohnter Weise über die Türkennot viel hin- und hergeredet,
ohne daß irgend ein Schritt zur That geschah und war Aeneas
Silvius zur Stelle, so ertönten dessen Türkenreden, welche aber trotz
ihrer rhetorischen Eleganz auch nicht einen einzigen Halbmondbekenner
zu tode brachten.
Ein anderes Thema lag den Fürsten viel näher und beschäftigte
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