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hinüber, aber auf seiner Stirn lag heitere Ruhe.
Beruhigt wandte sie fich immer wieder Haßner zu,
der auf das eifrigste bemüht war, Anne Rottmann
zu unterhalten.
Der dumpfe Druck im Kopf war gewichen und
es war ihm gelungen, das eigenartige Geschöpf im
Burgturm zu vergessen.
Anne saß in ihrem schlichten, aber eleganten
Kleid neben ihm mit der ganzen vornehmen Würde
einer jungen Dame; ihre Augen blickten warm und
tief, und über ihre roten Lippen kamen witzige,
kluge Worte.
Haßner sah sich in dem Kreise um, und in—
tensiver wurde sein Wunsch, nicht nur als Gast
hier zu weilen, sondern am Tisch des Bürgermeisters
Rottmann einen dauernden Platz zu gewinnen.
Die Bedeutung und Wichtigkeit des Mannes
war ihm voll bewußt. Er wußte genau, wie Rott—
mann — trotz aller Gegnerschaft in Nürnberg —
selbst bei der Regierung angeschrieben war. Hatte
ihn doch Nürnbergs Ruf als fortschreitende Stadt
gelockt, sein Lebensschifflein hierher zu lenken und
vor Anker zu legen.
Daß der berühmte Bürgermeister eine liebens⸗
werte Tochter hatte, war ein Glückszufall eigener
Art, und daß gerade dies Mädchen ihm freundlich
gefinnt war, das war sicher der verheißungsvollste
der Zufälle. Er verhehlte sich nicht, daß die Liebe
der Tochter Sebastian Rottmanns hohe Anforde⸗
rungen an sein Leben stellte, aber er traute sich zu,
alles zu erfüllen, was Anne erhoffte.
Sein Streben war nach keinem geringen Ziel
gerichtet, und er forderte auch von sich, nicht nur