Werktagsschulen.
I. Zünftige Schreib- und Rechenschulen bis 1699.
;hon vor der Reformation gab es in Nürnberg »deutsche
Schulen«. Sie wurden von den »Schreib- und Rechen-
meistern« gehalten. Der erste, von dem berichtet wird,
war Joh. Grabner, } 1502 in der Affalterbacher Schlacht
gegen den Markgrafen von Ansbach, weitaus der berühmteste aber
Joh. Neudorfer der ältere (1497 — 1563), gleich ausgezeichnet durch
seinen Charakter wie durch seine Kunstfertigkeit im Schreiben. Im
Anfang des 17. Jahrhunderts gab es »in die 75 Teutsche Schulhalter«.
Nun aber befahl ein Ratserlafs vom 1. Nov. 1613, »die Zahl derselben
auf 48 zu stellen, die Austeilung aber dieser Schulen dergestalt an-
zustellen, dafs sie, so viel möglich, nit so nahe und zu weit von einander
wohnen«. Die 48 Schulhalter oder Schulmeister bildeten eine zunftmäfsig
geschlossene Körperschaft, die aus ihrer Mitte vier »Vorgeher« wählte.
Die Oberaufsicht führte eine Ratsdeputation, bestehend aus zwei Rats:
herren und einem Kanzlisten.
Wer in die Zunft eintreten wollte, mufste von seinem 18. Lebens-
jahre an vier Jahre als »Schreiber« bei einem Schulmeister lernen;
mit 22 Jahren wurde er zur Prüfung zugelassen. Schriftlich mufste
er zu Hause erst eine Anzahl von Fragen aus der Schreib- und
Rechenkunst beantworten, dann hatte er sich im Hause des ältesten
Vorgehers einer mündlichen Prüfung aus der Schreib- und Rechenkunst
zu unterziehen und auch den Nachweis zu liefern, dafs er die Fragestücke
des Katechismus zergliedern und den Kindern erklären könne. Das
Bestehen der Prüfung gab ihm aber noch nicht das Recht, eine Schule
zu eröffnen; er mufste erst abwarten, bis eine solche sich erledigte.
In der Zwischenzeit konnte er bei einem Schulmeister als Gehilfe ein-
treten oder einer Schulmeisterswitwe die Schule versehen. Bewarb
er sich aber um eine erledigte Stelle, so mufste er im Hause des
ältesten Vorgehers durch Aufzeichnen mehrerer grofser Buchstaben
in Fraktur auf einen grofsen Bogen Papier zeigen, dafs er imstande
sei, die Tafel zu schreiben, die jeder Schreib- und Rechenmeister aus-
hing; und diese Tafel, die auf schwarzem Grund mit goldenen Buch-
staben den Namen der Schule trug, mufste gleichfalls von den Vor-
gehern »beschaut« werden. War dieses »Meisterstück« zur Zufrieden-
heit ausgefallen — man nannte es das weifse und das schwarze Tafel