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in vielen Städten Teutschlands durch die Geist—
lichkeit erregt worden war.
Obgleich Teutschlands Koönige und Kaiser
die Juden in ihren besondern Schutz genommen
und sie ihre Kammerknechte zu nennen pfleg⸗
ten; so war dieses doch nicht hinlänglich, sie vor
diesen Verfolgungen zu sichern. Trotz aller aufge⸗
wandten Geldsummen konnten sie es nicht dahin
bringen, daß sie andern Menschen gleich geachtet
wurden und deren Rechte theilen durften. Der
Eifer der Elerisey, die Juden zum Christenthume
zu bekehren, war ohne Gränzen, und die Bi⸗
schoͤfe und Geistlichen scheuten sich nicht, selbst List
und Gewalt als Bekehrungsmittel zu gebrauchen.
Den Haß des Volkes gegen die Juden fachten
sie durch die Beschuldigung an, als vob letztere
einige Christenkinder weggefangen und grausam
gemartert hätten, um dann mit deren Blute ge⸗
wisse Endzwecke zu erreichen, daß fie über dieses
sogar geweihte Hostien aus den Kirchen ge⸗
stohlen, dieselben in Mörsern zerstossen und sonst
noch allerlei Gespötte damit getrieben hätten.
Dieß war genug, um den Pöbel zur höchsten
Wuth aufzureizen. Fanatismus und Durst nach
Rache, mitunter wohl auch Raubsucht, trieben
das Volk an, überall über die Juden herzufallen.
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