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Die geheimen Umtriebe der franzosenfeindlichen
Parthei am großherzoglichen Hofe hätten längst — so
sollte man denken — ihre Aufmerksamkeit wachrufen, ihr
die Augen öffnen, ihr auf Grund politischer Bedenken Rück
sichten aufnöthigen müssen.
Die antifranzösische Parthei hatte darin eine neue
Nahrung ihrer Unzufriedenheit gefunden, daß Napoleon die
Kurfürstin von Hessen und die Herzogin von Braunschweig,
Schwestern des Prinzen Karl, ihrer Staaten beraubt
hatte). Die Ränke der mit Recht erzürnten Damen
hatten sich zu denen gesellt, welche aus persönlichen
Gründen, aus unerfüllt gebliebenen ehrgeizigen Bestrebungen
sowohl die Gräfin Hochberg, die morganatisch angetraute
Gemahlin des regierenden Großherzogs, als der Sohn des⸗
selben, der Markgraf Ludwig eingefädelt hatten. Anstatt
solche Umtriebe zu beachten und sich in einer würdevollen
Defensive zu halten, hatte die unbedachte Erbprinzessin
gelegentlich von Familienfesten, bei denen die Verwandten
ihres Gemahls ihr eine gewisse Verachtung an den Tag
zu legen für gut fanden, diese Verachtung mit höhnischem
Lächeln abgewiesen; ja sie hatte hinter dem Rücken der
Verwandten, um sich zu rächen, wie Montaigne sagen
würde: „böser Nachrede die Zügel schießen lassen.“ Sie
*) Anmerkung des Uebersetzers: Die kleinen Staaten, deren
Herrscher „aufgehört hatten zu regieren“, wie Napoleon in solchen Fällen zu
dekretiren beliebte, waren verwendet worden, um das Königreich Westfalen
zu schaffen, welches am 18. August 1807 plötzlich vor den Augen des
erstaunten Europa's erstand.