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Seine Leiche war noch nicht bestattet, da sandte der Nürn—
berger Rat, dem die Todesnachricht wohl im Auftrage der
Gesellschaft der Meistersinger durch den langjährigen Freund
des Verblichenen, den Schauspieler und Meistersinger Veit Fessel—
mann 102) hinterbracht worden war, zu den Erben des Verstorbenen
und ließ ihnen den gesamten dichterischen Nachlaß zur Prüfung ab—
fordern. Der Rat befürchtete nämlich, es könnten ihm durch die
Veröffentlichung zweier noch ungedruckter Pasquille, von denen eins
vom Schloß Plassenburg, das andere vom Hohenlandsberg handelte,
Unannehmlichkeiten mit dem Markgrafen von Brandenburg erwachsen.
Schon früher einmal hatte der Rat sich gezwungen gesehen, gegen
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höchst glaubwürdige Quellen hingewiesen werden. Joachim Lochner, der jals
Herausgeber der poetischen Werke Hans Sachsens dem Dichter in seiner letzten
Lebenszeit sehr nahe stand, gibt auf dem Titelblatt des vierten Foliobandes von
Hans Sachs-Werken (vgl. Genée, S. 517) ebenfalls den 19. Januar als Todes—
tag an:
im sechsundsibenzigsten jar
der neuntzehende jenner war,
Endlich berichtet der Schuhmacher und Meistersinger Wolf Waltung, der
als Hans Sachsens Hausnachbar (Siehe Beilage V, 4) gewiß gute Kenntnis
hatte, in der „Letz“ vom 14. Mai 1576 über des Dichters Hinscheiden (Schnorr
von Carolsfeld, Zur Geschichte des deutschen Meistergesangs, Berlin 1872, S. 30):
den neinzehenden januari, wist,
gesagnet er al verwanden zu handen,
darauf sanft in Gott verschiden ist.
Da also Hans Sachs am 19. Januar starb, mußte er nach damaliger Sitte
zwei Tage nach seinem Tode, also am 21. Januar, beerdigt werden. So geschah
es denn auch in der That. Siehe Beilage V, 2. Im J. Todtenbuch der Pfarrei
St. Sebald lautet der Eintrag über sein Begräbnis:
„Hans Sachse, teutscher poet und gewesener schumacher im spitlgeßlein,
21. jannary 1576“.
Der Schreiber wollte schreiben „Hans Sachsen“, wie denn solche Einträge öfter
in der accusativen Form gehalten sind. Dasen am Schlusse des Zunamens,
oon dem nur der Ansatz zu sehen ist, hat der Schreiber durchstrichen, das e aber
stehen lassen.
io2) Der Leinweber Veit Fesselmann (1544-1582) stand schon bei Lebzeiten
Hans Sachsens zu diesem in innigem Verkehr; er führte öfter Schauspiele des
Dichters auf und erfreute sich der besonderen Gunst des Nürnberger Rats, dem
er dramatische Sondervorstellungen im Rathaussaale gab. Nach Hans Sachs
Tode schwang er sich zu leitendem Einfluß unter den Meistersingern empor. —
In den kürzlich von Karl Drescher a. a. O. veröffentlichten Auszügen aus den
Originalprototollen über die Singschulen wird Veit Fesselmann als „Merker“
der Nürnberger Meistersinger erwähnt.