Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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ans Herz. Ganz still, aber um so gründlicher holten sie dabei 
die gestörte, angenehme Beschäftigung nach. 
Dann führte Khevenhiller das junge Mädchen gravitätisch 
zur Polsterbank zurück, machte ihr einen zeremoniösen Diener, 
den sie mit einem tiefen Knix beantwortete. Lachend nahmen 
beide, Hand in Hand, neben einander Platz. 
„Aber nun beichte, mein zukünftiger Herr und Gemahl, ich 
brenne darauf, Dein Geheimnis zu erfahren,“ erneuerte Eleonore 
das erst abgebrochene Gespräch. 
„Gern thue ich es eigentlich nicht,“ zögerte Bartholomäus. 
„Nun, so thue es ungern, entgehen kannst Du mir doch 
nicht mehr.“ 
„Verschwiegenheit brauche ich Dir wohl nicht erst anzu— 
empfehlen,“ hob der junge Herr seine Erzaͤhlung nach kurzem 
Sinnen an, „handelt es sich doch um das Glück unsrer kleinen 
Eva, der wir so viel zu danken haben, und um meinen lieben 
Freund Crailsheim.“ 
VUeberrascht schaute Eleonore auf. „Aber Bartholomäus, sie 
ist doch noch ein Kind!“ 
„Weißt Du,“ entgegnete er lächelnd, „ich kenne ein junges 
Mädchen, die war auch nicht älter, als sie sich ihren Schatz 
erwählte.“ 
„Der arme Mensch, dem war das gewiß höchst unangenehm,“ 
neckte die glückliche Braut und gab dem Bedauerten einen Kuß. 
„Ja, ich lasse mir eben alles gefallen, so gutmütig bin ich 
einmal,“ antwortete Khevenhiller und zog eine komisch-traurige 
Miene auf. „Aber ohne Scherz, die Sache ist ernster, als Du 
denkst, wenigstens von seiten Crailsheims.“ 
„Aber wie ist denn das nur gekommen?“ 
„Eva besorgte doch unsern kleinen verliebten Briefwechsel, 
ehe Onkel Septimus seine Einwilligung zu unsrer Verlobung 
gab. Du vertrautest die Briefe Eva an, und die übermitlelte sie 
an Crailsheim, der häufig bei dem Onkel Karl im Hause war 
und mit ihm genealogische Studien trieb, und umgekehrt. 
Schließlich fand es Franz praktischer,“ fuhr er lächelnd fort, 
„Eva bereits abzuwarten, wenn sie aus Eurem Hause trat — 
nun, und den Rest kannst Du Dir denken. Er hat sich sterblich 
in das Kind verliebt, weiß aber nicht recht, ob die Sache auf 
Gegenseitigkeit beruht. Endlich ist er auch viel zu gewissenhaft, 
um ihr von Liebe zu sprechen, ehe er weiß, ob seine Bewerbung 
Evas Eltern genehm ist.“
	        
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