Objekt: Hans Sachs und seine Zeit

100 Der ganze Hausrat. Erfte Liederfammlung. 
Stubengerät, alle Stücke des Küchengefchirres und die Höchjt mannig- 
fachen Vorräte in der Speifelammer hHerzählt. Auch rechnet er Dinge 
sum Haushalt, die wohl nicht als unbedingt notwendig zu erachten 
find, wie „Schach, Karten, Würfel, ein Brettfpiel“. Daneben aber 
ergißt er auch nicht 
Die Bibel und andre Bücher mehr 
Zur Kurzweil und fittlicher Lehr. 
Ubrigen® fchließt diefes Gedicht eben]o wie das „Bitter füß ehlich 
Zeben“ und noch andere Dichtungen mit der Moral, daß der junge 
Sefell, der den Meifter HanzZ um Kat fragte, jchliejzlich erklärt: er wolle 
dann lieber noch ein Iahr warten. 
Wenn Hanz Sachs in den erften Iahren feine8 ehelichen Lebens 
an derartigen Gedichten profanen Inhaltes tHatjächlich gar nidt$ 
gefchrieben Hatte, fo werden wir dafür bald noch einen anderen Grund, 
als das ehHelihe Slück und den Fleiß des jungen Handwerkers, zu 
arfennen Haben. Und wenn wir unter feinen Spruchgedichten, die er 
alle gewijffenhaft mit Angabe des Jahres und Tages ihrer Entjtehung 
eintrug, eben aus jenem Zeitraum von 1519 bis 1522 nicht ein einziges 
eingetragen finden, [o Hatte er darum doch FeineSwegs auch der Befchäftigung 
mit dem Meijtergefange entfagt. Denn diefe Kunft galt ihm als 
Sonntagsireude und CSrbauung; fie war für ihn wie für Jeine Genoffen 
ein föftliches Befigtum, welches alS ein Heiliger Schab gehlätet wurde. 
Schon ziwvei Jahre vor feiner Berheiratung, nachdem er fih als 
welterfahrener Ilingling in feiner Vaterftadt wieder Heimifch gemacht, 
hatte er begonnen, feine eigenen und die von ihm gefammelten Lieder 
Anderer zu ordnen und in einen f{tarfen Band in Quart-Format ein: 
zutragen*). Derfelbe enthält im ganzen 398 Gedichte, eigene und fremde, 
nach 142 verfchiedenen „Tönen“ gedichtet. Auf der Titeljeite des Bandes 
leitet er die Sammlung ein mit den Worten: „In dem jüßen Namen unfers 
Heilmachers Jefu Chrijte und Seiner gebenedeiten Mutter Maria . . .“ 
Der Marienkultus war bis zu diefem Zeitpunkt dem frommen 
Semlite des Hans Sachs etvas nicht zu Bezweifelndes. Noch ahnte 
er nicht$ von dem erften Schlag, der eben in diefen Yahre von Witter- 
verg au erfolgen follte, aber wir werden fpüter fehen, wie eifrig und 
gewijfenhaft er auch in diefein Punkte als Dichter feinen new gewonnenen 
Öfauben zu bethätigen fuchte. Die oben erwähnte Cintragqung 1äßt uns 
*) Der Band befindet fih handfehriftligGH in der Berliner Küönial. Bibliothek,
	        
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