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Hans Sachs.
Vor tausend andern bist du auserwählt
Und mit Talent begabt, wie's wen'ge sind;
Dir winkt ein höher und ein schöner Ziel
Als eines spröden Mädchens Liebe zu;
Ja recht befehen, scheinet mir sogar
Gefährlich jene Liebe deinem Ruhm.
Sachs (rasch).
Glaubt das nicht, hoher Herr! Die Liebe ist
Die Seele meiner Reime; gebt mir nur
Erst Kunigunde, und Ihr sollt es sehn,
Wie ich will dichten, was Ihr nur verlangt,
Historien und Schwänke guter Art,
Und Fastnachtsspiele, wie der Folz sie schrieb;
Doch ohne sie, ja, Herr, da kann ich nicht
Ein arines Verslein schreiben, kalt und ot
Ist all mein Inn'res. Drum'habt Mitleid, Herr.
Und schaffet Hilfe mir in meiner Qual
Marximilian. Ja, sag mir nur zuvor, was ich soll thun?
vachs. Ihr seid ein hoher und ein mächt'ger Herr,
Ihr seid gewiß dem Kaisfer wohl bekannt:
Bringt es dahin, daß Steffen nichts verfügt,
Bis nicht der Kaiser selbst den Fall entschieden;
Er ist gerecht, an ihn wilt ich mich wenden.
Er wird Erbarmen haben.
Maximilian (gutmütig). Schau, mein Sachs,
Das geht nicht an, der Goldschmied bleibt einmal
Von seinem Kinde Vater, niemand kaun
Ihm auferlegen, dir es anzutraun.
Sachs. So seht zum mindsten, daß man sie nicht zwingt.
Dem Runge zum Altar zu folgen — das
Kann wohl der Kaiser noch verhindern, das
Ist ungerecht.
Maximilian. Es ist ein böser Handel.
Er geht nachdenkend im Zimmer auf und ab.)
Sachs (immer dringenden.
Ihr überlegt? O hoher Herr, gebt nach
Der Stimme, die in Euerm Juͤnern spricht;
Ich will ja nichts für mich, nur sie allein,
Sie laßt nicht untergehn; ich will noch heut