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was er vor den Yugen der Welt und vor feinen eigenen in
und an fich hatte, eine tiefe innere Unruhe, welche täglich überz
hand nahm, und ihn von einem Hriftlichen Freunde zum andern,
um Troft und Math zu fuchen, umbhertrieb. Er fühlte, es fehle
ihm etwas, nach welchem die Seele innig und heftig verlangt,
und nicht eher ruhig werden Fann, bis fie e& hat.
Erleucht' mich, Herr, niein Licht!
Sch bin mir felbft verborgen,
Und Fenne mich noch nicht;
Sch merke diefes zwar,
Sch fet nicht, wie ih war;
Sudeffen fühl ich wohl,
Sch fet nicht, wie ich fol. uw. 1. w.
Cben in jener Zeit der inneren Unruhe bemerkte er in der
Kirche, die er faft täglich befuchte, einen fchlicht und arm ge:
Eleideten Blrgersmann, welcher ftets mit ganz befonderer Inbrunft
und oft mit aufgehobenen Händen betete, E$ war eine andere
Art zu beten, welche diefer Menfch hatte, als jede, die er bis
dahin an Anderen gefehen oder an fich felbft erfahren. Ia das
BSebet diefes Mannes verhielt fich zu dem Sebet, das unfer
Kießling bis dahin Fannte, wie das Sefpräch von Angeficht
zu Angeficht, das zwei Lebendige und fich Hand in Hand faffende
Freunde unter uns Menfchen zufammen halten, zu den Worten,
welche Jemand gegen das Semälde eines guten und geliebten
Fürften fericht, den er noch nie von Angeficht zu Angeficht
gefehen, noch nie, weil er gar zu fern wohnt, Tebendig
gefwrochen hat.
Kießling ging dem Manne nach, deffen Sebet zu dem
Sott, welchen er nach feinen eigenen Worten „damals noch
nicht Fannte,“ ihm fo tief zu Herzen gedrungen war, und erfuhr
dann, daß e5 ein gewiffer Matthias Klaumbauer, von
Seburt ein Salzburger fei, welcher, wie e& fcheint, um des
tebendigen Bekenntniffes des Evangeliums von Sefu Chrifto willen
aus feinem Baterlande vertrieben, und nach Nürnberg gefommen
war, wo er, der Welt unbekannt und von ihr unbemerkt, ein
(tilles Leben in dem beftändiaen Umaanae mit Sott führte.