Metadaten: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

12 
was er vor den Yugen der Welt und vor feinen eigenen in 
und an fich hatte, eine tiefe innere Unruhe, welche täglich überz 
hand nahm, und ihn von einem Hriftlichen Freunde zum andern, 
um Troft und Math zu fuchen, umbhertrieb. Er fühlte, es fehle 
ihm etwas, nach welchem die Seele innig und heftig verlangt, 
und nicht eher ruhig werden Fann, bis fie e& hat. 
Erleucht' mich, Herr, niein Licht! 
Sch bin mir felbft verborgen, 
Und Fenne mich noch nicht; 
Sch merke diefes zwar, 
Sch fet nicht, wie ih war; 
Sudeffen fühl ich wohl, 
Sch fet nicht, wie ich fol. uw. 1. w. 
Cben in jener Zeit der inneren Unruhe bemerkte er in der 
Kirche, die er faft täglich befuchte, einen fchlicht und arm ge: 
Eleideten Blrgersmann, welcher ftets mit ganz befonderer Inbrunft 
und oft mit aufgehobenen Händen betete, E$ war eine andere 
Art zu beten, welche diefer Menfch hatte, als jede, die er bis 
dahin an Anderen gefehen oder an fich felbft erfahren. Ia das 
BSebet diefes Mannes verhielt fich zu dem Sebet, das unfer 
Kießling bis dahin Fannte, wie das Sefpräch von Angeficht 
zu Angeficht, das zwei Lebendige und fich Hand in Hand faffende 
Freunde unter uns Menfchen zufammen halten, zu den Worten, 
welche Jemand gegen das Semälde eines guten und geliebten 
Fürften fericht, den er noch nie von Angeficht zu Angeficht 
gefehen, noch nie, weil er gar zu fern wohnt, Tebendig 
gefwrochen hat. 
Kießling ging dem Manne nach, deffen Sebet zu dem 
Sott, welchen er nach feinen eigenen Worten „damals noch 
nicht Fannte,“ ihm fo tief zu Herzen gedrungen war, und erfuhr 
dann, daß e5 ein gewiffer Matthias Klaumbauer, von 
Seburt ein Salzburger fei, welcher, wie e& fcheint, um des 
tebendigen Bekenntniffes des Evangeliums von Sefu Chrifto willen 
aus feinem Baterlande vertrieben, und nach Nürnberg gefommen 
war, wo er, der Welt unbekannt und von ihr unbemerkt, ein 
(tilles Leben in dem beftändiaen Umaanae mit Sott führte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.