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jahre, die ihn zunächst für kurze Zeit zu italienischen Hoch-
schulen, dann in die stillen Zellen schweizerischer und
schwäbischer Klöster führen; der innere Gewinn ist ein
stilistischer Fortschritt, der sich besonders auf die Be-
schäftigung mit Poggio und Guarino gründet und nicht nur
eine elegantere, sondern auch eine selbständigere Ausdrucks-
weise in seinen Schriften hervortreten lässt, und eine
Neigung, noch systematischer als bisher den Quellen der
alten Geschichte nachzugehen und dabei nicht allein antike
Autoren, sondern auch Inschriften u. dgl. aus dem Schutt
der Überlieferung hervorzuziehen.
1476 kommt Meisterlin als Prediger nach Würzburg,
zwei Jahre später nach Nürnberg an die Kirche von St.
Sebald; 1481 wird er dann durch die Überweisung der
Pfarrei des nahe bei Nürnberg gelegenen Gundlach auch
in materieller Beziehung an die neue Heimatstadt enger
gefesselt und scheint hier nun für lange oder vielleicht für
immer zur Ruhe gekommen sein, — nach 1491 verschwindet
seine Spur freilich vollständig. Alsbald macht er sich hier
wieder an die historiographische Arbeit, und neben zwei
Schriften, die der Augsburger Klostergeschichte gelten,
entsteht 1483/4 in zwei Fassungen eine Biographie des
Nürnberger Lokalheiligen St. Sebald; eine Nürnberger
Chronik wird bis zum Jahre 1488 ebenfalls in zwei Be-
arbeitungen sowie in einer deutschen Übertragung vollendet.
Für beide Arbeiten scheint es dem Verfasser nicht an einer
Art offiziellen Auftrages gefehlt zu haben, und die Widmung
der Stadtchronik giebt uns für die Feststellung der Ver-
mittler ‘auch einen näheren Anhalt: das Buch ist in der
zweiten Fassung den beiden Losungern Ruprecht Haller
und Nikolaus Gross. zugeeignet; Sebald Schreyer und Dr.
Hartmann Schedel sind geistig beteiligt). Der letztgenannte,
1) Joachimsohn, Meisterlin S. 159f£.