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Name der Meistersänger überhaupt war bei Leuten vom Schlage
ines Stoppe arg in Mißachtung geraten. Allerdings auch bei höher
stehenden. Geistern wie Günther, der ebenso wie Hagedorn, ohne
nähere Kenntnis des Meistergesanges zu verraten, Hans Sachs nicht
zu den Musterpoeten der deutschen Vergangenheit rechnet.!
Schlug so ein Poet in blindem Eifer auf Hans Sachs los,
wenn er damit andere treffen wollte, so wurde leicht in gleicher
Art wieder zurückgeschlagen und der kleinlichen Hecheleien gab es
ja damals genug. Zu den weniger sauberen Gegnern Gottscheds
gehörte Christian Friedrich Henrici (Picander, 1700—1764). Seine
Fehde mit Gottsched zieht sich in einzelnen Spuren auch in seine
Jammlung „Ernst-Schertzhaffte und Satyrische Gedichte“ hinein. *
Henrici hatte gegen eine vielleicht von Gottsched verfaßte Satire
einen „Extract“ veröffentlicht. Daraufhin erschien ein in Hans-
Sachsischen Versen verfaßtes Poem, das Henricis Dichtergröße als
Zielscheibe für seine Geschosse benutzte. Henrici — wenig wählerisch
im Ausdruck — schüttelte diese damit ab, daß er dem Verfasser
einfach vorwarf, er hätte „den Koth Hanß Sachsens aufgerühret“.
Das Gedicht, das wir in Henricis bereits erwähnter Sammlung
/S. 504 f.) zu lesen bekommen, ist indes nicht so schlecht, daß es
diesen Vorwurf verdiente.
An einem anderen literarischen Handel, als dessen treibende
Kraft allerdings Johann Ulrich König erscheint und der gegen den
Schlesier Gottfried Benjamin Hanke (gestorben um 1750) abzielt,
ist Gottsched ebenfalls nicht unbeteiligt. Die eigentliche Auseinander-
setzung vollzieht sich aber zwischen Hanke und dem Leipziger
Studenten Gottlob Friedrich Wilhelm Junker. Letzterer hat in der
Sammlung „Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte siebenter theil, nebst
einer untersuchung der Hanckischen weltl. gedichte“ (Franckfurt und
Leipzig, 1727) eine scharfeund absprechende „Untersuchung“ von Hankes
ı Man vgl. z. B.: Sammlung von Johann Christian Günthers Ge-
dichten. Fünffte Auflage, Franckfurt und Leipzig, 1733, [1. Teil], S. 286. F. v.
H[agedorns] Versuch einiger Gedichte, (Hamburg, 1729), S. 66.
2 Piceanders Ernst-Schertzhaffte und Satyrische Gedichte. Erster
Theil. Andere Auflage, Leipzig, 1732, S. 503 ff. Die erste Auflage er-
schien 1727. Über Henrieis Stellung zu Gottsched vgl. man G. Waniek,
Gottsched. S. 68 —71.Kein Volltext zu diesem Bild verfügbar.
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