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lernen wir Linck als Prediger zu einer Seit kennen, wo,
um ein Bild seines Zeitgenossen Mykonius auszuspinnen,)
die beilige Schrift noch ein heiliges Grab war
Als der wittenberger Konvent im Jahre 1511 zur
Priorenwahl schritt, ließ das Vertrauen der Brüder den
28jährigen Wenzel als die zur Leitung des Klosters beru—
fenste Persönlichkeit erkennen, ẽ) eine Wahl, die um so ehren—
voller war, als der wittenberger Konvent nicht allein durch
die Zahl seiner Glieder, sondern namentlich durch den schon
in seiner Entwicklung ausgesprochenen gelehrten Charakter
eine ganz besondere Bedeutung im Orden hatte. Diese
Würde scheint Linck bis zu seiner Abberufung nach München
bekleidet zu haben.?) Wenigstens stellen sowohl seine erste
Dekanatseinzeichnung,2) als auch zwei weitere, von ihm
selbst geschriebene Dokumente, von denen das eine eine
Quittung, ) das andere einen nicht vollzogenen Kaufvertrag
zwischen dem Augustinerkloster und der Stiftskirche zu
Wittenberg 69) bilden, seine Wiederwahl für das Jahr 1512
fest. Aus dem Jahre 1513 fehlt uns jede Notiz über ihn,
die erhaltenen Urkunden der Jahre 1514 und 1515 aber
— seine zweite Dekanatseinzeichnung vom 18. October 15146)
und ein Originalbrief an die Fürstin von Anhalt vom
22. Januar 15157) — bestätigen wiederum die Fortdauer
seines Priorats. Und wenn Luther am 26. October 1516
dem Johann Lang meldet, daß Linck von seinem Priorat
entbunden und Prediger in München geworden sei, so können
wir schon aus dem Umstande, daß er bei Wenzel den Na
men des Konventes wegläßt, während er denselben bei den
zwei andern zugleich versetzten Prioren hinzufügt, auch bei
dieser Angabe auf Wittenberg als die Stätte seiner bis—
herigen Wirksamkeit schließen.*)