forschung die Wichtigkeit dieser Thätigkeit erkannt hatten.
Auch auf Paltz erstreckt sich diese Einwirkung des Proles
Daß die Predigt in den Konstitutionen des Ordens gefor⸗
dert wurde, beweist nämlich nichts. Die Dominikaner waren
insonderheit als Predigerorden gestiftet und nannten sich
Predigermönche und predigten doch nicht. Den besten Maß—
stab für die numerische Stärke der Augustinerprediger giebt
uns der quellenkundige Geschichtsschreiber jenes Ordens,
Kolde, wenn er als Beweis für die Pflege der Predigt
in demselben nachzuweisen vermocht hat, daß „am Ausgang
des 15. Jahrhunderts in jedem größeren Konvente, we—
nigstens der deutschen Congregation, ein Prediger
ist“.'“) Und wie hoch müssen wir die Wichtigkeit eines
solchen schätzen, wenn wir hören, daß noch 1520 Bürger—
meister und Senat des mächtigen Nürnberg sich bittend an
das zu Eisleben versammelte Augustinerkapitel wenden, den
Prediger der kleinen Augustinerkapelle ihnen zu belassen.!*)
Zwei Dinge haben hier die gewaltige Umwälzung hervor—
gebracht, die, mit dem dritten Jahrzehnt anhebend, be—
sonders in den mittleren Dezennien des 16. Jahrhunderts
sich vollzog: direkt allein die Reformatoren, indirekt die
geweckte, aber ungestillte Sehnsucht des ganzen Volkes nach
dem Lebensbrot des Wortes. Die Predigt, die freie Ver
kündigung des Evangeliums, ist das Heer gewesen, das
Roms Macht in den nördlichen Landen aus den Angeln
hob, und Christus war sein allgegenwärtiger Führer. Nach
dieser Bedeutung der Predigt für den Sieg der Reformation
müssen wir in erster Linie die Bedeutung der Reformatoren
bemessen, nach dem von den einzelnen Männern in dieser
Hinsicht geübten Einfluß, namentlich insofern der Einfluß
des einzelnen grundlegend, anstoßgebend, wirkungsvoll war,