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nhommen und mit fiebernder Aufregung die Blicke nur einer
Richtung zuwandte.
Helmtrudis Wega, die Braut war es, deren ganze Auf—
merksamkeit ausschließlich dem Orchesterpodium galt. Stand doch
dort, vor dem vielköpfigen, auserlesenen Publikum und — vor
Ihm, dem erlauchten Musikfreunde — der Geliebte! Galt es
doch für ihn, heute sein Meisterstück abzulegen, — war ihm doch
die ehrende Aufgabe zu teil geworden, für den plötzlich erkrankten
Konzertmeister einzuspringen! Und er war seiner Aufgabe ge—
vachsen!
Die ganze Glut seiner leidenschaftlichen Seele, die ganze
Zartheit seiner Liebe zu Helmtrudis, die ganze poesievolle Rein—
deit seiner Empfindungen legte er in des Instrumentes Tönen
nieder, die er mit bestrickender Modulation hinaussandte in die
herzen der lautlos Lauschenden. Und sie sprachen, seine Soli des
herrlichen Beethoven'schen D-dur-Concerteès (op. 61) — sprachen
mit Ruhmeszungen von der Meisterschaft des Virtuosen, von
dessen heiliger Berufung zur göttlichen Kunst. —
So hatte er noch nie gespielt . . . Er fühlte es selber, als
der letzte Strich des Bogens verhallt war und er, die geliebte
Geige auf die wogende Brust drückend, nach dem hehren Sterne
seiner Liebe ausspähte. Dort saß „sie“ — die kleinen Hände im
S5chooße gefaltet, schwere Tropfen rannen langsam über die
zarten Wangen herab, entrannen dem überirdischen Augenpaare,
das in eine andere Welt zu blicken schien. — —
Am 8. Dezember hatte Max Gärner nochmals Gelegenheit,
seine Kunst vor dem König gelten zu lassen, da ein zweites
Uonzert im Rathaussaale stattfand, welches nicht minder günstig
verlief, als das erste. Wiederholt wurde der gottbegnadete
Künstler durch Ansprachen Seiner Maiestät ausgezeichnet, ja sogar
zur Tafel geladen. —
Die Tage des Nürnberger Aufenthaltes König Cudwigs
und dessen erlauchten Bruders, Prinz Ottos, der ihm in die Mauern
der Noris nachgefolgt war, neigten ihrem Ende zu. Sie hatten