Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

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Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge 
Durch den Zukauf von 21 ostfriesischen Milchkühen im Januar 19270 stieg die verkaufte Milchmenge 
oon 13 573 Liter im Februar — dem schwächsten Monat — auf 23072 Liter im Monat März 10927. 
Insgesamt wurden 242 893 Liter Milch im Stall gewonnen. Am 26. August 1926 wurde mit der 
Gemeinnützigen Milchversorgungsgesellschaft der Städte Nürnberg-Fürth m. b. H. ein Vertrag abge— 
schlossen, wonach das Amt ab 1. Oktober 1926 an die Milchversorgungsanstalt die von 60 Kühen (ab 
1. März 1927 die von 80 Kühen) stammende unverfälschte und haltbare Vollmilch als Säuglingsmilch 
zu liefern hat. Zugekauft wurden: 47 Milchkühe (darunter 21 ostfriesische), sowie 38 Ochsen: verkauft: 
10 Kühe als Fettkühe, 20 Schlachtochsen 1. Qualität und 483 Schlachtkälber. 
Auf die Schaffung neuer Weideflächen für das Stallvieh wurde besonderer Nachdruck gelegt. 
So wurde der alte Pegnitzarm (Fläche 1 ha) aufgefüllt, planiert und als Wiese angelegt; die Pegnitz— 
wiesen wurden verbessert, auch wurde der Gutshof des Betriebes mit der Viehtränke kanalisiert und 
planiert. 
Altenfurth. Bei diesem Betriebe handelt es sich durchwegs um früheres Odland (abge— 
brannte Waldflächen), das die Stadt unter erheblichem Aufwand, teilweise mit Zuschüssen des Reiches 
und des Landes in Form von Notstandsarbeiten in jahrelanger mühevoller Arbeit kultivieren und für 
die landwirtschaftliche Bewirtschaftung herrichten ließ. Die Kultivierung ist noch nicht abgeschlossen. 
Das Gelände steht im Eigentum des Forstärars und ist der Stadt bis 1940 pachtweise überlassen.) 
Der Hauptbetrieb befindet sich am Moorenbrunnen. Die Betriebs- und Wirtschaftsweise konnte 
dank der fortschreitenden Kultivierung erheblich verbessert werden. Insbesonders scheint der Serradella— 
anbau endlich gesichert. Die Fäkalienverwendung wurde weiter ausgedehnt. Der Betrieb war Haupt— 
kartoffellieferant für den städtischen Marktverkauf. 
Hürth- Rutzenhof. Am 11. November 1926 hat die Stadt das unmittelbar an das Gut 
dürth angrenzende Altmannsche Anwesen, Hs. Nr. 24a/b, als Werkwohngebäude für das Landwirt— 
schaftsamt erworben. Das Anwesen besteht aus Wohnhaus mit 2,27 Tagwerk Acker und Wiesen. Seit 
19. Mai 1926 ist die Wasserleitung in Gut Hürth und Rutzenhof eingerichtet. 
Das baufällige Korbhaus in Rutzenhof — in welchem angeblich schon Luther im Jahre 1518 
auf seinem Wege nach Augsburg übernachtet hat — wurde durch das städtische Hochbauamt unter 
Wahrung seines alten Baustiles wieder instandgesetzt. Der von der Staatsstraße Nürnberg —Augsburg 
etwa 180 mentfernt liegende Hof wurde mit dieser durch eine neuangelegte Straße verbunden. 
An das Landheim Rutzenhof des städtischen Jugendamtes wurde ein 1,2 Tagwerk großes 
Grundstück als Spielplatz und Gartenland abgetreten. Das abgelegene Quartier Haag konnte nach 
Dietfurt (in einen Saalbau) verlegt werden, so daß seit Januar 1927 sämtliche Notstandsarbeiter in 
vom Gute nicht allzu weit entfernt liegenden Quartieren untergebracht waren. Zum Aufenthalt für 
die Mittagszeit und für schlechtes Wetter wurden im Gutsgebäude zu Hürth 2 große Räume frei— 
gemacht. Die im Altmannschen Hause für die jugendlichen Notstandsarbeiter unter Leitung eines 
Jugendpflegers eingerichtete Küche gab täglich billige Fleischsuppe (2 Teller Suppe zu 10 Rpf.) ab. 
Die Mehrkosten für die Mittagssuppe übernahm das Kulturunternehmen Altenfurth. 
Die immer mehr überhandnehmende Rattenplage machte eine Bekämpfung mittels Ver— 
gasungsapparates notwendig; desgleichen wurde Rattenmus verwendet. Beide Bekämpfunasmittel 
hatten vollen Erfolg. 
Angeschafft wurde eine Motormähmaschine. Die Milcherzeugung betrug 3427 Liter. 
Mittelbüg. Die sich gegenüber dem Vorjahre gleichbleibende Anbaufläche wurde durch 
weitere Planierungsarbeit in ihrem Nutzwerte verbessert. Diese Arbeiten wurden teils durch Arbeits⸗ 
lose der Erwerbslosenfürsorge, teils durch Unterstützungsempfänger des Wohlfahrtsamtes vorgenommen. 
Der auf einer Fläche von 1,18 Tagwerk angebaute Sekunda-Versuchs-Roggen — eine Neu— 
züchtung der mittelfränkischen Saatzuchtinspektion — diente zu Vermehrungszwecken. Ein Roggen⸗ 
zuchtgarten der Saatzuchtinspektion und ein Lehr-Gräsergarten des Vereins für Grünlandwirtschaft 
in Bayern wurden neu angelegt. Erstmals kamen „Holländer Erstlinge“ zu Vermehrungszwecken zum 
Anbau. Die Heugewinnung mit Hilfe von Allgäuer- und Patentheinzen ging in der Regenzeit rasch 
vonstatten und hatte einwandfreies, hochwertiges Futter geliefert. Durch starken Raupenfraß, sowie 
iy Uber die Verwendung von Notstandsarbeitern siehe unter „Kulturunternehmungen“.
	        
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