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in Erfüllung und so triumphiert auch hier Frau Armut mittelbar
über Frau Reichtum. Wenn bei Spangenberg Frau Reichtum plötz-
lich all ihre Zier fallen läßt — ein altes Motiv — „und erscheint
in gestalt deß Todes mit Pfeil und Bogen“, so erinnere man sich,
wie in Hans Sachsens „Tragedia mit 34 personen, des jüngsten
gerichtes“ ? „der Todt kombt mit seim handtbogen“ (11, 408) und
wie auch hier ein ähnlicher Totentanz anhebt. Bei Spangenberg
wird das Wort „Todtentanz“ dem Tode öfters in den Mund gelegt,
bei Hans Sachs tanzt und springt der Teufel nach der szenischen
Angabe um den vom Tode getroffenen Jüngling (11, 412). Der
Satan erscheint auch bei Spangenberg als Begleiter des Todes. Es
sei auch daran erinnert, daß Hans Sachs eine Art Parodie auf den
Totentanz durch seinen „pawern-tantz“ ? geliefert hatte und daß die
darin vorkommende Figur des Liendl — bei Hans Sachs auch
sonst geläufiger Name — in Spangenbergs „Glückswechsel“ wieder
erscheint, ? Auch den Ausruf „botz lung, botz lebr!“, dessen sich
bei Hans Sachs* der scheinbar begrabene Bauer bedient:
„Botz lung, botz lebr, wo bin ich doch?
was ist das für ein finster loch?“
lesen wir bei Spangenberg (S. 284).
Wenn bei Spangenberg Frau Armut nicht allein kommt, son-
dern mit ihren
‚„Kinderlein
Die arm verlassne Weißlein seyn“ (S. 266),
so möge darauf hingewiesen werden, daß auch Hans Sachs „Die
Armut mit ihrem uberlangen schwantz“*° gedichtet hat. Bei letzterem
überwiegt die Allegorie. Wenn in dem eben erwähnten „Glücks-
wechsel“ (gedruckt 1613 in Nürnberg) zu Beginn des zweiten Aktes
der Bauer Liendl den herannahenden Pfaffen mit den Worten
2»harakterisiert:
„Mich dunckt, der Pfaff sey mir bekannt:
Und werd Herr Hans Unfleiß genannt“
1 Hans Sachs, hg. von Keller, 11, 400 ff,
? Ebenda, 5, 279 ff.i, Goedeke, Grundr. 22, 483,
3 Elsäss. Literatur-Denkm., 4, 505 ff.
4 Dichtungen von Hans Sachs, hg. von Tittmann, 3, 104 (und 107).
5 Hans Sachs, he. von Keller, 4, 353—355.