—188 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Lindel Fritz spricht:
Mein Gangel Dötsch, das sollst du wissen,
Er ist verschmitzt und gar gerissen
Zu Fünsing vor den andern Bauern.
Er gab den Rath zu den Kirchenmauern.
Daß man sie sollt' mit Lehm verkleben;
Ich glaub', thät' er als Bürger leben
In München drinnen, in der Stadt,
Er wäre längst schon in dem Rath.
(Steffel Löll bringt den Dieb an einem Strick.)
Gangel Dötsch spricht:
Hör', Ul von Frising, zu! Der Rath 21
Der Dorfgemein' beschlossen hat,
Für jetzund ledig dich zu lassen,
Daß du hinziehest deine Straßen
Vier Wochen lang, bis nach dem Schnitt;
Doch darfst du länger bleiben nit,
Mußt wiederkommen, daß wir dich henken:
Darin magst du dich kurz bedenken.
Steffel xöll spricht:
Doch schwöre uns erst einen Eid,
Daß du willst folgen dem Bescheid.
(Die drei Bauern gehn hinaus.)
Der Dieh redet mit sich selbst und spricht:
Fürwahr, das muß ich doch gestehen,
Ich hab' nie größ're Narr'n gesehen;
Recht thut man doch, daß man die Bauern
Zu Fünsing nennet dumm wie Mauern;
Sie hätten mich mit Ehr' gehangen,
Weil ich zwei Weihen hab' empfangen,
Und jetzt woll'n sie mich lassen laufen.
Das will ich mit dem Eid mir kaufen,
Weil schon die Alten gesprochen haben,
Eidschwören sei leichter als Rübengraben.)
1) Vergl. oben S. 123.