204 v. Schubert, Der Streit über die Nürnberger Ceremonien,
der alljährlich „von benachbarten päpstlichen und andern
Orten“ geliefert werden müsse, so böse auch der Verfasser
darüber werde und so sehr er versichere, alles dies sei „mit
reifer Überlegung (das glauben wir gar gerne)“, ohne jeden Vor-
teil davon zu haben, beibehalten worden. In bezug auf die
Lehre habe Nürnberg sich also gewiß vom Interim befreit,
aber in bezug auf die Ceremonien sich an den 26. Artikel des
Interims treulich gehalten. Deß zum Zeugen ruft er jeden an,
der an einem Marientage irgend eine Nürnberger Kirche be-
sucht habe, Wie an einem der großen Hauptfeste feiere man
la die Solennitäten in Kleidung, Musik und lateinischem Lob-
gesang. In der That wurden Mariä Verkündigung und Heim-
suchung gefeiert wie der 1. und 4. Advent, und auch Mariä
Reinigung (Lichtmeß) war ausgezeichnet, vgl. Herold
S. 218 f. 176. Nachdem der Kritiker so den 5. unter seinen
oben aufgezählten Vorwürfen noch verstärkt hat, schließt er
mit einer Verbeugung gegen den gelehrten Verfasser und seine
yrossen Bemühungen um „seine liebe Vaterstadt“.
Nicht nur die Sache, auch der spöttische Ton, der das
Ganze durchzieht, traf Hirsch aufs empfindlichste. Er setzte
sogleich seine Feder an und bereits am 28. Juli erschien als
Correspondenz aus Nürnberg ebenda S.449 ff, seine Antwort.
Indem er erklärt, für seine gekränkte Kirche in die Arena
steigen zu müssen, macht er dem Rezensenten vier Vorhalte:
a) Der Vorwurf, dass die nürnbergischen Ceremonien vom
papistischen Sauerteig nicht frei seien, schließe trotz der Gegen-
bemerkung des Kritikers den weiteren ein, daß auch die Lehre
davon nicht frei sei. Aber b) „trotz sei dem geboten, der in
unseren Ceremonien etwas mit Grund anführen kann, das wider
die reine evangelische Lehre läuft“ und wider besser Wissen
und Gewissen von den Reformatoren wäre beibehalten worden,
denn darum handele es sich nach seinen historischen Nach-
weisen, auf die der Kritiker gar nicht geachtet habe, nicht
um Nachwirkungen des Interim. Er habe durchaus zugegeben,
daß man, gerade um der Reformation kein unnötiges Hinder-
nis zu bereiten, die Gottesdienste zum Teil aus dem Papsttum
beibehalten, aber man habe sie verbessert, soweit sie gegen
die Lehre verstießen.. Dagegen könne nur der etwas haben.