Ayrer hat dem nürnberger Poeten, auf dessen Stück „Ein
gesprech der götter ob der edlen und bürgerlichen Krankheit
des podagram oder zipperllein“ seine eigene 1602 gedichtete
Komödie fußt,!) einen ehrenvollen Platz angewiesen als Ver-
teidiger der drei kranken Griechenhelden gegen den Kaiser
und selbst gegen die Götter; Hans Sachs, der „Alt, Fürtrefflich
und sinnreich Poet, der zu Nürnberg sein Wohnung het“, wird
von ihm sehr hoch geschätzt.
Der nächste echte Dramatiker nach Ayrer ist Andreas
Gryphius (1616 — 1664). In seinen Dramen tritt allerdings
Hans Sachs nicht auf, jedoch wird er, oder besser: das hand-
werksmäßige Dichten der Pritschmeister im „Peter Squenz“?)
unter der Maske des Lobes der Lächerlichkeit preisgegeben
und mit Spott gegeisselt.
In einem Ausläufer des „Peter Squenz“ dagegen erscheint
Hans Sachs wieder handelnd und zwar als Schauspielleiter:
Zur Fastnacht 1756 spielten die Bürger zu Vilsbiburg, einem
kleinen Städtchen südöstlich von Landshut i. B., eine „COMOEDI
in der COMOEDI Oder Hans Sachs Schulmeister zu Narrn-
hausen vor seinem König eine Comödie Von DOKTOR Faust
Exhibierend“, welche Erich Schmidt in der Zeitschr. f. d. Alt.
u. d. Litt. 26. S. 244—252 mitteilt. Der Verfasser dieser Komödie
ist also einen Schritt weiter gegangen; als Gryphius, und indem
er Hans Sachs die Führung überträgt, tritt dessen Verspottung
stärker hervor. Eichler glaubt aber trotzdem nicht, dass hier
eine Satire auf irgend welche litterarische Verhältnisse vorliegt,
namentlich scheint — was auch mir sehr richtig dünkt — die
Verspottung des Hans Sachs nicht Zweck der Komödie. „Die
Faschingsbelustigung der Vilsbiburger erheischte eben einen
possenhaften Stoff mit einer lustigen Person. Faust lieferte
den Stoff, dessen Tiefe ungeahnt blieb, und als. lustiger Direktor
stellte sich leicht, statt der weniger greifbaren Gestalt des
Peter Squenz der als poetischer Stümper so oft verschrieene
Hans Sachs ein“. In dem Inhalt heisst es denn auch, man
wolle den Schulmeister von Narrnhausen „wegen denen Reim
Gedichten den Namen des Hanß Sachs eines sonst bekannten
ı) Eichler 5.65, Anm. 4.
2?) Eichler S. 87.