DAS PELLEN’SCHE HAUS UND DIE EGY-
DIENKIRCHE,
Taf. 11. Wenn "man von dem Theresienplatze nach dem ehedem sogenannten
Dielinghof hinaufgeht, so fällt oben in der Häuserreihe gewifs ein in
reichem venetianischem Style 1605 erbautes grofses Haus auf, das in
dem Wahlspruch CVYM DEO eben diese Zeit seiner Erbauung trägt.
Die Facade erscheint troiz ihrer grofsen Formanhäufung doch keines-
wegs überladen und fesselt das Auge auf lange Zeit. Der Giebel
schliefst mit einem Rundbogen, über welchem Jupiter auf einer Kugel
steht, die Krone auf dem Haupte, den Blitz in der Rechten, den
Szepter in der Linken, Neben dem alten Heidengott ist sein Adler
abgebildet. Ueber der Altane der zweiten Etage sieht man in dem
Wandfelde als Relief den Heiligen Martin zu Pferde mit dem Schwert
ein Stück von seinem Gewande für einen Armen abtrennend. Das
Innere ist ebenfalls voll einstiger Baupracht *). Das Haus gehörte
früher der von Peller’schen Familie, ging vor etwa 18 Jahren an
den Spiegelfabrikbesitzer J, W. Bähr käuflich über und ist jetzt Ei-
genthum des Kaufmanns und Marktvorstehers Fuchs.
ÖOhnweit davon steht die Egydienkirche, ein neueres Gebäude
im Rennaissancestyle , wie ihn seine Zeit zu nennen beliebte. An
dieser Stelle soll schon im Jahr 800 ein Martinskirchlein gestanden
seyn. Kaiser Konrad IIL aber baute 1140 eine Benediktinerabtei
dorthin und setzte Schotten hinein, von denen behauptet wird, sie
hätten in der Folge das ausschweifendste Leben geführt. Im Jahr
1696 brannten Kloster und Kirche, dem Heiligen Egydius geweiht,
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‘) Im zweiten Bande des Gedenkbuchs folgen 3 Tafeln mit innern Ansichten