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putz’ geliefert haben; er hat ihn gewiss vornehmlich für
die geographische Aufzählung interessiert, die dann Rosen-
plüt, von der Haltung des ganzen. Gedichts abgesehen, in
der langen Aufreihung der Orte anbrachte, an denen Kaiser
Sigismund vergebens Nürnbergs Gleichen gesucht habe
(v. 192—205).
Dieses Prunken mit geographischen Notizen bleibt von
nun an für Rosenplüt charakteristisch.‘) Freilich: gegen
dieses ‘von nun-an’ lässt sich noch ein wesentlicher Ein-
wand erheben, und wenn er stichhaltig wäre, verlöre die
ganze Hypothese von Heimburgs Einfluss auf Rosenplüts
geographische Neigungen etwas von ihrem Wert. Er bezieht
sich auf jenes einzige, mit Rosenplüts Namen überlieferte
Fastnachtspiel‘' ‘Des Künig von Engellant Hochzeit’ (Keller
N. 100), das zweifellos wesentlich älter ist, als der Lob-
spruch auf Nürnberg. Dort finden wir 766, 14—26 eine „geo-
graphische Aufzählung“, die Michels”) geradezu mit den
Aufzählungen im Spruch von Nürnberg vergleicht. Hier
hätten wir dann also schon vor Heimburgs Einfluss die
Neigung fürs Geographische deutlich ausgeprägt.
So ist es denn also notwendig, nachzuweisen, dass es
sich in der Fürstenaufzählung am Ende des Stückes keines-
wegs um leeren geographischen Prunk im Stile der später
bei Rosenplüt beliebten Reihen handelt, und ich hoffe, man
wird sich diesen Exkurs hier um so eher gefallen lassen,
als auf diese Art das oben gegebene Versprechen eingelöst
wird, jenes Stück als ein politisches nachzuweisen, und
weil es nun aus der Reihe der „weniger bedeutenden“ 3),
zu denen es die bisherige Betrachtung mit Recht zählen
musste, herausrückt und seinen uns bisher verborgenen
Humor enthüllt.
1) Vgl. Michels a. a. O0. S. 199 u. 6.
2) a. a. O0. S. 183.
3) Creizenach, Geschichte des neueren Dramas (Halle 1898), S. 420.