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der Prinz nicht blofs mit hohem Pflichtbewustsein und aus-
gesprochenem Berufsernst seinen Aufgaben oblag, sondern
mit der freudigen Hingabe dessen, der den richtigen Beruf
gefunden zu haben empfindet. Im Jahre 1840 nahm er an
dem grofsen Übungslager bei Nürnberg teil. Hiebei legte er
nicht nur den Hin- und Rückmarsch im Verbande seines
Regiments zurück, sondern führte auch im Lager selbst ganz
das Zeltleben der übrigen Offiziere, während sein Bruder, der
Kronprinz, mit dem Vater auf der Burg residierte. Die Er-
nennung zum Oberst des Regiments vom 17. Mai 1841 be-
zeichnet eine erste Etappe der prinzlichen soldatischen Lauf-
bahn. Die Artillerie — von der auch sein Urgrofsvater
Friedrich Michael ausgegangen war, — blieb Luitpolds Lieb-
lingswaffe, auch als er weiterhin, um seinen militärischen
Horizont zu erweitern, den Dienst bei der Infanterie und den
Kürassieren kennen lernte.
Weitere wissen- Übrigens blieb die Ausbildung durchaus keine einseitig
N berufliche; der Prinz erwarb sich namentlich beträchtliche
Kenntnisse in den modernen Sprachen, vertiefte sich, von
einem Meister wie H. von Schubert geleitet, in die Wunder
des Naturlebens und übte, das Auge für Schönheit und Kunst
zu schulen, unter Leitung trefflicher Maler eifrig die Zeichen-
kunst. Dafs dazu der ganze Geist der Kunst, der die Kinder
Ludwigs I. wie die Luft umgab und in so mancher grofs-
artigen Schöpfung bereits Gestalt gewonnen hatte, auch an
dem an sich empfänglichen und idealen Sinn Luitpolds seine
stille und eindringliche Wirksamkeit entfaltete, mag wohl an-
genommen werden dürfen. — Hiemit ist aber der Kreis der
Wissenselemente, welche der Erziehung des Prinzen dienst-
bar gemacht wurden, noch nicht erschöpft. Mit nahezu pro-
phetischem Blicke fafste der Vater schliefslich doch die Mög-
lichkeit ins Auge, dafs Luitpold, obwohl erst der dritte in
der Reihe seiner Brüder, einst zum Thron berufen sein
könnte, und wünschte ihn auch noch mit dem für diesen
Fall erforderlichen wissenschaftlichen Rüstzeug ausgestattet zu
sehen. Vorlesungen über Physik und Geschichte, über Staats-
recht und Staatswirtschaft, welche ihm Professoren der Uni-
versität hielten, waren bestimmt, diesem höchsten Bildungs-
Kunstsinn.