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eltern dag Snadenbrot genoß, Laufchte ih noch mit
Vergnügen den zum Teil recht feltfamen Berichten
über meine Mutter, Diefe war als Jungfrau über:
aus jhön, wohl gebildet, züchtig und fromm gewefen,
fo daß fie wegen diefer Cigenfchaften in der ganzen
Stadt Bewunderung gefunden. Aber demungeachtet
und obihon fie das einzige Kind wohlhabender und
ehrjamer Leute gewefen, hatten doch die Oroßeltern
die Heirat ihres Sohnes fehr ungern gefehen, aber
meine Baterg Liebe Hatte endlich obgefiegt. Allein
au) nach) der Verheiratung war meine Mutter von
ihren Schwiegereltern verachtet und gefränkt worden,
weil ihr Vater ein Barbier war.
Das Handwerk der Barbiere ift nämlich damals
[ehr verachtet gewefen, fo daß die Matmanne in Dres:
lau öffentlich verordneten, daß die BVarbiere jedermann
gut genug fein follten ihres Handwerks ungeachtet,
ausgenommen, fo fonft an feiner Berfon Makel wäre
in feinen Ehren; fie follten nicht verachtet, noch ver:
mworfen werden, fondern glei) guten und frommen
Yeuten gehakten fein ohne Widerrede, zumal das Hand-
werf der Barbiere eine meifterliche Kunft fer und ehr
lie Wundarznei den Menfchen zu gut, daß fie einer
jegliden Stadt nüglidhe Leute feien, wie man das in
den Kriegsläuften wohl erkannt Hätte, Aber obfhon mein
Sroßvater diefe Verordnung im Rat mit unterfertigt, jo
ift fie doch gerade in feinem Kaufe nicht befolgt worden.