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Hemden, 50,000 Paar Schuhen, 10,000 Paar Stiefeln,
50,000 Paar Kamaschen, 300 Pferden und 600 Holz-
stämmen; auch die Stadtbibliothek wurde von den Fran-
zosen in Besitz genommen und vorläufig versiegelt. Als
Bürgschaft für die Bezahlung der Contribution nahmen
die Franzosen eine Anzahl angesehener Bürger der Stadt,
die am 17. August abgeführt wurden. Der bestürzte
Rath, welcher diese ungeheure Summe nicht aufzubringen
wusste, forderte die Bürger auf, alles irgend entbehr-
liche gemünzte und ungemünzte Gold und Silber auf das
Rathhaus zu bringen; auf diese Weise kamen bis zum
19. August 350,000 Livres zusammen, die sogleich bezahlt
wurden. Die Siege der Oestreicher unter Erzherzog Karl bei
Neumarkt über Bernadotte (22. August) und bei
Amberg über Jourdan (24. August) zwangen die Fran-
zosen am 24. August zum schleunigen Abzug, was die
Stadt von weiteren Zahlungen befreite; ihren Schaden
berechnete sie auf 1.329.651 Gulden
Verlassen von Kaiser und Reich, in der allgemeinen
Kriegsbedrängniss ohne alle Verbündete, allein auf sich
angewiesen, und bald von den Franzosen, bald von
Preussen und Oestreichern heimgesucht, sah der
Rath keinen andern Ausweg, als sich und die Stadt dem
König von Preussen zu unterwerfen, dessen Truppen das
nürnberger Gebiet ohnehin bis an die Stadtthore besetzt
hielten. Man liess über diesen wichtigen Schritt, welcher
zwar der freien Reichsstadt aber auch allen damit ver-
bundenen Leiden ein Ende machen sollte, die gesammte
Bürgerschaft abstimmen (28. August 1796); 3242 Stimmen
erklärten sich für die Unterwerfung, 373 waren dagegen,
61 Stimmen lauteten mit Vorbehalt. Am 1. September
wurde dem König ein Subjections- und Exemptions-Ver-
trag zur Genehmigung übergeben und die Preussen be-
setzten die Stadt. Nach einem Monat Bedenkzeit ver-
weigerte der König jedoch die Genehmigung, und das
preussische Militär zog am 1. Oktober wieder ab. Die
grosse Schuldenlast der Stadt, die bereits 14 Millionen
Gulden überstieg, mochte das Haupthinderniss sein, dass
Preussen diese Gelegenheit nicht ergreifen wollte, die
eben erworbenen beiden markgräflichen Fürstenthümer durch
eine so ansehnliche Stadt zu vergrössern. Das nürnberger