Siebentes Blatt.
Das Burgthor.
Derseipe obere Burgzwinger stellt sich auch hier im Vordergrunde dar; doch stehen wir nicht in ihm
selbst, sondern am letzten Fenster der Nordseite des Schlosses; das ja von allen seinen Fenstern aus
gar weite und reiche Fernsichten bietet, welche die Besteigung gewifs belohnen. Der fünfeckige Thurm
ist auch hier, , Alles überragend, sichtbar. Vor ihm, scheinbar daran stofsend, zeigt sich der hintere
Theil der alten Zollern’schen Burghut; der vordere, durch die hohe steigende Mauer gesonderte Theil
ist die Wohnung des chemaligen Burgamtmanns. Das zunächst auf der Bastei über dem Thore stehende
Gebäude, welches mit einem andern sich verbindet, das im rechten Winkel daneben steht und unmittel-
bar an das Schlofs anstöfst, war früher eine Kaserne, zuletzt das Lokal des num aufgehobenen und in
ein anderes Lokale versetzten Arbeitshauses. Neuerdings dienen die Gebäude in der Exerzierzeit wie-
der für das hier garnisonirende Infanterie- Regiment. Früher stand auf dieser Bastei das von dem be-
rühmten Georg Chph. Einmart 1691 auf eigene Kosten angelegte Observatorium. Das Burgthor selbst,
aus dessen Pforte ehemals nur der Kastellan und die ältesten Glieder des .Raths ausreiten durften, stellt
sich durch seine ganze Bauart und Richtung als ein Festungsthor dar; wie fast alle übrigen Thore
Nürnbergs, läuft die Brücke und der Thorweg nicht in gerader Richtung, sondern in einem weit ge-
schweiften Bogen, der hier durch einen etwa 50 Schritte langen überwölbten Gang führt und in eine
gleiche Thoröffnung ausläuft. Der Stadtgraben mit seiner in weiter Rundung sich ausbiegenden Mauer
hat hier eine ziemliche Breite, und bei der Höhe der inneren Mauer eine bedeutende Tiefe. Die an
ihn hinführende Strafse mit dem Fufswege dient zum Spaziergange und führt von hier aus rechts hinab
an das Lauferthor und links abwärts zum Neuen- und Spittler- Thor.
Die hier vor uns liegende Gegend bietet durch die wohlangebauten Gärten und freundlichen Häu-
ser eine hübsche Ansicht; wir sehen die Gärten hinter der Veste, den Judenbühl, eine Anlage
schattiger Kastanienbäume, und das Dorf Schoppershof mit seinem Schlosse und seiner Ziegelhütte,
über letzterer den Weigelshof, zu äufserst am Walde das jetzt in gothischem Style geschmackvoll
durch C. Heideloff restaurirte Platner’sche Lustschlofßs Thumenberg, links den Spitalhof. Die be-
gränzenden Höhen, welche die weite Ebene wie in einen Rahmen einspannen, sind die Berge aus der
Nähe von Lauf und Hersbruck, welche Städtchen sonst als Pflegeämter zum reichsstädtischen Gebiete
gehörten. Erkennbar sind der Moritzberg (rechts), der Rothenberg mit seiner jetzt aufgehobenen
Festung, und der Hohenstein mit seinem alten Schlosse.