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Ansichten Anderer.
der Fäulnißgase in den Kanälen nicht wie in den Abtrittsgruben durch
Desinfektion oder Ventilation beseitigt werden kann. Die bisherigen
Luftschachte in der Mitte der Straße sind ein sehr ungeeignetes Mittel,
eine Ventilation zu bewirken, da sie bei gewissen Witterungsverhältnissen
das Austreten der Gase nur begünstigen und alsdann Verhältnisse her—
beiführen, welche die Salubrität der Städte gänzlich untergraben und
mitten im Verkehre dichtbevölkerter Straßen nur zur Verpestung der
Luft beitragen. — Statt der Luftschachte hat man zwar Dunströhren
vocgeschlagen, welche über den First der Häuser hervorragen sollen,
die Wirkung derselben ist aber unsicher und unzureichend, obgleich eine
solche Einrichtung immerhin weniger nachtheilig ist, als ein Luftschacht
in der Mitte der Straße.
In großen Städten mit engen Straßen ist die Kanalisirung kaum
auszuführen. Das Straßenterrain wird durch den nothwendigen Umsang
der Kanäle alsdann so tangirt werden, daß für Wasser- und Gas—
leitungen kaum Platz übrig bleiben wird. Die Kanäle können bei den
bedeutenden Längenausdehnungen und bei der Ausführung der zu
überwindenden Schwierigkeiten gegen Senkungen und Trennungen der
Mauerwerke nicht sichergestellt werden. Fast ganz unausführbar ist es,
neue Kanalstrecken an schon länger vorhandene Kanäle, welche sich schon
gesetzt haben, ganz dicht anzuschließen. Auch der beste Cement wird
auf die Dauer durch die Salpetersäure, welche sich aus dem Ammoniak
bildet, zerstört. Und überall, wo starke Basen (kaustischer oder kohlen⸗
saurer Kalk) bei Gegenwartevon Sauerstoff auf Ammoniak einwirken,
muß Salpetersäure entstehen, welche sich mit dem im Cemente vor—
handenen Kalke verbindet. — Auch sind die Salze des Harns, wie
Chlornatrium, schwefelsaures Natron, schwefelsaures Kali, phosphor—⸗
aures Natron und Chlorammonium schon an und für sich geeignet,
das Cement zu zerstören, weil die in demselben befindlichen Silikate
sehr leicht durch die genanuten Salze zersetzt werden. )
T) Ingenieur Gordon bemerkt über das Material, das zu Kanälen überhaupt
zu verwenden ist, Folgendes: „Wo wegen der Dimensionen der Gebrauch von Rohren
auszuschließen ist, bilden Back steine das beste und zugleich das billigste und dauer,
hafteste Material für die Herstellung der Kanäle — innerer Backstein- und äußerer
Beton Wandung. Das dauerhafteste Material, welches für die Sohlstücke der Kanäle
gewählt werden kann, ist Steingut, das auf der inneren Fläche mit einer Salz⸗
glasur versehen, die Vortheile, welche die Eiform gewährt, noch erhöht und überhaupt
eine reinere Spülung ermöglicht.“ — Da die Eigenschaften des Steinguts hinsichtlich
seiner Dauerhaftigkeit bekannt sind, so muß es uns auffallen, daß man an manchen
Orten noch Cementkanaäle mit Vorliebe anwendet, so z. B. gleich in Nürnberg durch
Baurath Eickemeyer.