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„Da hast Du die Adelheid, aber laß sie nicht
fallen.“
Und Rosel kauerte sich auf den Boden, die
Puppe im Schoß, und redete in sie hinein und
streichelte sie, während Annele den übrigen Inhalt
des Wagens auspackte und in einen kleinen Kom—
modenkasten einräumte.
Bald kamen auch die Knaben und schleppten
Pferde und kleine Wagen herein und allerlei
Hausrat.
Rosel aber achtete auf nichts, als auf die
Puppe mit den glänzenden Augen und den Zöpfen
aus schwarzen Haaren.
Da drohte ihr eine neue Gefahr.
Mademoiselle Louise war aus ihrer Stube
herabgekommen, die Kinder hatten sie artig be—
grüßt. Da sah sie die Kleine am Boden kauern.
„Eh., Anne, wer ist das?“
„Mademoiselle, das ist doch die Rosel.“
„Rosèl, mais quelle Rosèl?“
„Ach was, des Turmwärters Rosel,“ ant—
wortete Christoph.
„Mais — mon Dieu! Wie das Kind kommt
ierher? Willst Du wohl —“ ˖sie war mit einem
Schritt auf Rosel zugetreten und zerrte die Kleine
am Arm in die Höhe.
„Da ist Tür — inaus!“
Aber Rosel riß sich los und mit trotzigen
Augen blitzte sie das alte Fräulein an. „Nein —
nein!“ schrie fie und preßte die Puppe an sich.
„Sofort — Du — Du — ah, wie kann es
wagen —“
Die Kinder sahen erstaunt und ängstlich auf
das erregte Fräulein.