— 195 —
Fichtelgebirges und Holzkohle betrieben worden war, hatte längst wegen
zu hoher Produktionskosten das Loos der Kaltstellung und des Abbruches
getroffen.
Bemerkenswert ist die Einführung der ersten Stichtorf-Feuerung durch
den verdienten k. Bergmeister Schmidt zur Puddlingsfrischerei und zum
Hohofenbetriebe in Weiherhammer und Fichtelbery schon in den 1830er
Jahren. Es würde uns zu weit führen, hierauf näher einzugehen, wie wir
denn überhaupt nur in kurzen Umrissen hier der oberpfälzischen Eisenin-
dustrie nach dem Zwecke der Sache gedenken konnten.
Den Zustand der Oberpfälzer Eisenindustrie zur Zeit der Ausstellung
in Nürnberg 1882 insbesondere der wenigen ausstellenden Werke werden
wir später bei Gelegenheit einer Besprechung der in Gruppe IX ausge-
stellten. Eisenwaren weiter in’s Auge fassen und nunmehr die Montanver-
hältnisse der übrigen Provinzen Bayerns kurz behandeln.
In Unterfranken gab vor vielen Jahren der Holzreichtum des Spessart
und das Vorkommen von Eisenerzen, namentlich im Kahlgrunde die Ver-
anlassung zur Anlage von Blau- und resp. Hohöfen. Darauf und auf vor-
handener Wasserkraft basierten die Eisenwerke in Laufach, welches erst
Mitte dieses Jahrhunderts seinen Hohofenbetrieb einstellte und mit dem
Koks-Kupuloofen vertauschte, dann die Lohrer Eisenwerke, der Hoppacher
Hammer, beide letztere im Besitze der Familien Rexroth, der Weilbacher
Hammer der Gebrüder Renbold bei Amorbach ihren Betrieb.
Das weitausgedehnte geognostische Gebiet des bunten Sandsteines,
Muschelkalkes und Keupers bot als vollständig erzarme Ablagerung dem
Berg- und Hüttenmanne keinerlei Gelegenheit zur Anlage von grösseren
Eisenwerken; der ehemalige Holzreichtum wurde in der Rhön (Kissingen
und Orb) zur Ausbeutung der dortigen armen Soolquellen zur Salzfabri-
kation, im Steigerwalde zur Glasfabrikation, wie in Schleichach, benutzt.
Das Laufacher Werk befasste sich vorzugsweise mit Verfrischen von Roh-
eisen in Holzkohlenfeuern und Verhämmern desselben zu gewöhnlichem
Handels-Stabeisen, dann aber auch mit Herstellung von Gusswaren, insbe:
sondere gusseisernen Oefen, Herdeinrichtungen und Baugegenständen. Die
übrigen Spessarter Werke lieferten indessen nur gehämmertes Eisen; unter
ihnen zeichnete sich der Weilbacher Hammer der Gebrüder Renbold sehr
vorteilhaft durch die Herstellung guten Stabeisens und aller Gattungen
ausgerüsteter Wagen- und Patentachsen aus.
Grossartiger und hervorragender beteiligte sich die Rheinpfalz von
jeher an der Herstellung von Gusswaren, Hammer- und Walzeisen. Ins-
besondere waren es die mitten in waldreicher Umgebung gelegenen Hoh-
ofen-, Giesserei- und Hammerwerksanlagen der Gebrüder Freiherren von
Gienanth, welche in Trippstadt i. d. Pfalz bei Kaiserslautern, Hochstadt
bei Winnweiler, Eisenberg bei Grünstadt durch Anfertigung von Munition
für die bayer. Armee, Herstellung von Handelsgusswaren und Handels:
19*