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und ihrer Pflicht beflissen seien, war Eppelein auch in der
Stadt, folgte dem, der über den Markt ging, und da
der oben am Ende desselben war und blies, so blies der
Eppelein an dem anderen Ende herunten. Da wußte der
Wächter nicht, was das sei, und meinte anfangs, die Luft
geh' so, daß man das Horn des Nachtwächters von der
Lorenzer Seite herüber höre.
Da er sich aber überzeugen wollte, und noch einmal
ins Horn stieß, antwortete Eppelein so stark, daß jenem
kein Zweifel blieb, da sei einer, der ihn äffe. Rannte
nun gleich gegen die Brücke zurück und schrie: „Halt, wer
ist der freche Gauch?!“ Er fand aber niemand, weil
Eppelein schon weg und über der Brücke drüben war,
wo er's dem andern g'rad so machte, der auf der Lorenzer
Seite die Stunden ausrief.
Wie nun der das Blasen hörte, ward er entsetzlich
grimmig und meinte, der von der Sebalder Seite wolle
ihn äffen. Währt's also nicht lang, so rannten die zwei
Wächter auf einander los, und rief jeder von beiden:
„ob ihn der Teufel plage, daß er ihn äffe und necke,“
und behauptete jeder, der andere habe zu viel getrunken.
Zuletzt warfen sie die Hellebarden weg und fingen an,
sich zu balgen, daß die Köpfe rings herum aus allen
Fenstern fuhren, und sich ein großes Drohen und Streiten
herab und hinauf entspann, daß weit und breit alles
lebendig ward.
Eppelein aber war bald da, bald dort, und wo in
der Eile etliche Bewaffnete herbeikamen, rief er: „Lauft
nur! Auf der Sebalder Seite hat einer den Eppelein
gefangen, der ist als Nachtwächter gekommen!“
Da rannten die weiters nicht wenig schnell.
Eppelein aber riß beim Bürgermeister fürchterlich
an der Glocke, und da der heraus sah mit seiner wollenen
Nachtmütze und fragte, was das für ein Lärm sei, rief
Eppelein hinauf: „Macht Euch auf und weckt den Stadt—
hauptmann, der Eppelein ist in der Stadt und bei der
Brücke am Markt im Gedräng!“
Da kann sich jeder des Bürgermeisters Eile denken.
Eppelein aber rannte in die andere Straß' zum Doktor
Rehm, der jetzt schon uralt war, und da der fragte, was
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