Volltext: Albrecht Dürer

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Swoͤlftes Kapitel. 
Er traf den Meister über einer großen Mappe mit Zeich— 
nungen und mußte sehen, wie er dieselbe eilfertig schloß. „Grüß 
Gott, Albrecht! Da bin ich wieder in Nürnberg nach einer 
Abwesenheit von schier einem Mond. Mein erster Gang war 
zu Euch, wie habet Ihr mir die ganze Zeit gefehlet!“ 
Dürer reichte, den Gruß herzlich erwidernd, dem Freunde 
die Hand. 
„Ei“, lachte dieser, „welch Geheimnis berget Ihr vor mei— 
nen Augen? Was habe ich verbrochen, daß ich Eures Ver— 
trauens verlustig gegangen?“ 
Kopfschüttelnd erwiderte Dürer: „Was giebt Euch ein Recht 
zu solcher Rede? Fühlet Ihr's denn nicht, daß Ihr meinem Herzen 
näher stehet, denn ehedem? Kommt Euer Argwohn daher, daß 
ich vor Euch verbarg, was noch nicht reif, sich vor den Augen 
der Welt zu zeigen? Doch, da Ihr mich nun einmal in meiner 
Heimlichkeit belauschet, so will ich Euch die Sache nicht länger 
bergen. Fühle ich doch auch schon längst im Herzen ein Ver— 
langen, dem Freunde zu vertrauen, was meine Seele bewegt. 
Habet Ihr Muße, so lasset Euch auf diesem Sessel nieder und 
höret mir zu.“ 
Pirkheimer folgte der Ladung und maß den Freund mit 
gespanntem Blick. „Ihr führet seltsame Rede, Albrecht. Schier 
will mir bange werden, als könnte ich etwas hören, was mir 
Trauer schafft. Was habet Ihr?“ 
Dürer schüttelte sich die Locken von der Stirn. „Meine 
Qual ist das, worüber alle Guten seufzen. Meine Sorge ist 
die Not der Zeit. Das Leben will ersticken unter dem Druck 
dessen, der sich den Statthalter Christi nennt. Wer seinen Mund 
aufthut zum Zeugnis wider das allgemeine Verderben, er ver— 
stummet unter des Papstes Bann. Johannes Hus, der tapfere 
Mann, er ist still geworden in den Flammen des Scheiterhau—
	        
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